Schuld aufzubürden, die Männer des kaiserlichen Deutsch-
lands als perfide und gleichzeitig als vertrottelt vor aller
Welt hinzustellen, durch die Mitteilung der schlichten Wahr-
beit vereitelt.
Hier ist sie:
Im Jahre 1916 war der verehrliche Reichstag wilder
Gegner eines energischen Tauchbootkrieges, der denn auch
abgelehnt wurde; dieselben Leute werfen der Marine jetzt
vor, daß sie damals nicht mehr Tauchboote gebaut habel Im
Jahre 1917 wurde mit äußerster Anspannung gebaut, aber
natürlich nur nach Maßgabe der verfügbaren Baustoffe;
mehr freizugeben, lehnte die Oberste Heeresleitung ab, da
man doch auch die Fliegerei und andere Waffen nicht ganz
aufs Trockene setzen und ihnen Gummi, Kupfer und der-
gleichen sperren konnte. Die Marine habe den Reichstag
nicht getäuscht, sagt Capelle. Es handele sich doch nicht um
Feststellung der Tatsache, ob die eine oder die andere Werft
mehr hätte bauen können, aber — infolge Materialmangels
— die gewünschten #berweisungen nicht erhalten habe,
sondern um die Wirkung des ganzen auchbootkrieges,
der tatsächlich die Engländer friedensreif gemacht habe. Ver-
sprochen habe die Flottenleitung eine Versenkung von rund
600 000 Tonnen feindlichen Schiffraums im Monat; ge-
leistet seien tatsächlich 900 Ob-0 Tonnen im Durchschnitt!
Das ist wirklich das Entscheidende und Durchschlagende.
Das fühlen Richter und Zeugen und Zuhörer, das empfindet
der ganze Saal.
Dr. med. Struve bekommt immer stärkere Kongestionen
nach dem Kopfe. Gotbein versucht, ihm durch Eingreifen in
die Debatte beizuspringen, und tut es in der üblichen Art
dieser „Untersuchungsrichter“, die nicht präzise Fragen stellen,
sondern — lange Plädoyers gegen das alte Reich halten und
am Schlusse unvermittelt von den Zeugen eine Zustimmung
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