Helfferich läßt nicht locker
17. November.
Ist es ein Wiesel, ein Kamel, eine Wolke? Ist der
„parlamentarische Untersuchungsausschuß“ eine Gerichtsbe-
hörde, ein Debattierklub, ein Theater? Herr Gothein hat
es glücklich heraus. Er hat offenbar ein französisches Wörter-
buch nachgeschbagen, um dem allgemeinen Verständnis näher-
zukommen, und eröffnet die Montagsitzung mit der ver-
blüffenden Feststellung: der Untersuchungsausschuß sei eine
Enqueêtekommission.
Nun wissen wir's. Es erheben sich freilich noch leise
Zweisel daran, ob Gothein den richtigen Wälzer erwischt
dat. Da Gothein und Cohn und Helfferich jedenfalls drei
voneinander verschiedeene Definitionen geben, raten wir um
des lieben Friedens willen, sich auf eine vierte zu einigen.
Es handelt sich um eine Kanonisierungskommission, wie sie
bisher von Zeit zu Zeit in Rom zusammenzutreten pflegte,
um einen „Seligsprechungsprozeß“ zu führen; auch die
Jungfrau von Orleans ist bekanntlich einst als Hexe ver-
brannt, vor wenigen Jahren aber kanonisiert worden. Dies-
mal solben Wilson, Scheidemann, Grey, Erzberger, Cohn,
Clemenceau und Haase ihre Urständ mit Glorienschein er-
leben, während der „Ludendorfferei“ gleichzeitig moralisch
der Garaus gemacht wird. Leider aber findet sich da ein
„advocatus diaboli“, der nicht nur ein paar förmliche Ein-
wände gegen die Heiligsprechung macht, sondern mit seinen
Darlegungen den ganzen Prozeß gefährdet: Helfferich. Das
ist ganz unerhört, ist in einer Kanonisierungskommission noch
gar nicht vorgekommen. Zum zweitenmal verknackt man den
Rebellischen heute zu 300 Mark Strafe, weil er mit der
Oludenburg in Untersuchung
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