Deutschen nennt; und sein Mandat dazu hat er von Millionen
entrechteter, geknechteter, ausgeplünderter, in Hoffnungslosig-
keit geführter Deutscher. Er sucht keinen billigen Vergleich,
wie so viele, die im Saale 253 vor den Richtertisch kamen.
Er steht zu seinen Worten. Mit ihrer Verlefung wird die
ganze heutige Verhandlung ausgefüllt. Wer der Ver-
handlung, die wochenlang dauern mag, mit Verständnis
folgen will, der tut am besten, die Helfferichsche Broschüre
„Fort mit Erzberger!“ sich kommen zu lassen. An ihren
Hammerschlägen wird er beide erkennen: den, der den
Hammer schwingt, und den, der darunter liegt. Ohne
Zweifel geht Erzberger diesmal keinen leichten Gang. Seine
ganze im Parlament und in der Volksversammlung bewährte
Taktik, wonach er dem Gegner „ein Loch in den Bauch“
redet, wäre hier, vor den Berufsrichtern und ohne Partei-
claque, sein Verderb.
Der Vorsitzende hält die Zügel in fester Hand; ein
richterlicher Beamter der alten, ehrenfesten, unerbittlich recht-
lichen Art, wie sie unter König Wilhelm, Wilhelm dem
Einzigen, unser Stolz waren und es heute noch sind. Wer
wochenlang den Sitzungen des parlamentarischen Unter-
suchungsausschusses beigewohnt hat, für den sind die straffen
Verhandlungen hier im Schwurgerichtssaal ein Aufatmen.
Dort sagt man, man suche die Wahrheit. Hier wird man
sie finden. Aber, wenn möglich, unter Beschränkung der
Beweisaufnahme, „um Reichsinteressen nicht zu schädigen“,
sagt der Vorsitzende. Das versteht jedermann. Solange
nicht, „um Reichsfinanzministerinteressen nicht zu schädigen“,
etwa Helfferich eingeengt würde. Denn das Staatsinteresse
ist mit dem Interesse seiner Regierenden heute nicht mehr
identisch, wir haben eine Parteiregierung mit den von ihr
unzertrennlichen Erscheinungen der Korruption, und der-
jenige stärkt das Reich, der die Korruption zerschlägt.
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