Satz aus einer früheren Betrachtung: Gott erhalte uns diesen
Mann noch bis zu den nächsten Wahlen auf seinem Posten,
denn der lebendige Erzberger ist der Ruin der Mehrheits-
koalition und der stärkste unfreiwillige Agitator für die natio-
nalen Parteien.
Ostropa.
29. Januar.
Mitten in die große politische Tragödie, die die Durch-
leuchtung Erzbergers vor Gericht bedeutet, irrlichtert ein
kleines Satyrspiel herein: der Fall Ostropa. Schade, daß
es nur auf die unerschütterlich ernsten Mienen der Herren
vom Nichterkollegium und von uns nur auf die Politik ein-
gestellten gänzlich amusischen Pressevertreter stößt. Man
schreit innerlich nach einem Aristophanes. Was sage ich
Aristophanes, — nach einem Leo Leipziger, nach einem
Artur Landsberg, nach einer Truth Wertheim!
Also, um das Ergebnis vorwegzunehmen: mit der
Ostropa hat Erzberger wirklich nichts zu tun. Dieser Fall
(baß Erzberger als bezahlter Beirat der „Oesellschaft für ost-
europäischen Handel“ eingetragen war) ist in den Schrift-
sätzen Helfferichs gar nicht angeführt, wurde nur beiläufig und
mündlich in der Diskussion erwähnt, worauf Erzberger unter
Eid sofort erklärte, er höre den Namen Ostropa jetzt über-
haupt zum ersten Male. Damit war die Sache für Helfferich,
wie er heute bekundet, erledigt. Auch für uns; ich habe sie
in meinen Tageskritiken überhaupt nicht genannt. Für die
Anwälte Erzbergers, die sich wahrlich in keiner beneidens-
werten Lage befinden, war sie aber ein gefundenes Fressen,
da doch in diesem einen Fall die Reinlichkeit der Finger ihres
Mandanten klar erweislich war, und sie hätten den Fall
Ostropa am liebsten noch breiter gewalzt, wenn nicht der Ge-
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