Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

sonders scheue Zurückhaltung gewisser Zeugen, die im 
industriellen Leben stehen, sich irgendwie ungünstig über den 
gegenwärtigen Reichsdiktator Erzberger zu äußern. Schon 
ehe sie gefragt werden, platzen sie meist damit heraus, daß 
Erzberger „keinerlei Vorteile“ von der geschäftlichen Ver- 
bindung mit ihnen gehabt, „nicht einen Pfennig“ durch sie 
verdient habe. 
Bis das Gegenteil erwiesen wird. 
In der Pnigodin-Sache — Pnigodin wurde eine Art 
Malzbonbons getauft, die als Linderungsmittel bei Keuch- 
husten dienen sollten und für deren Herstellung Erzberger eine 
Sonderzuweisung von Zucker und Malz zu e wirken hatte — 
in dieser Pnigodin-Sache, die von Erzberger und seinen 
Freunden finanziert wurde, ergeben die Zeugenaussagen ein 
ganz klares Bild. Erzberger, der Vorsitzende des Aufsichts- 
rates der Gesellschaft, wendet sich, ohne diese Eigenschaft zu 
erkennen zu geben, als „Mitglied des Reichstages“, also 
schlechthin als Anwalt der leidenden Menschheit, an den 
staatlichen Gutachter, Geheimrat Juckenack, mit der 
Bitte, durch sein Gutachten die Freigabe des nötigen Zuckers 
zu ermöglichen. In der Praxis Juckenacks steht diese Zu- 
mutung einzig da; kein einziger Abgeordneter hat je etwas 
Ahnliches versucht. Sofort nach diesem Vorfall meldet ihn 
der Gutachter den beteiligten Reichsstellen. Die Korrespon- 
denz darüber, die aus dem Jahre 1915 stammt, hat er zur 
Hand und verliest sie vor Gericht. 
„Vermischung von Politik und Geschäft“ — oder nicht? 
Aber das sei ja gar kein Geschäft, sondern ein Hereinfall 
gewesen, überstürzen sich die Einwürfe der Erzbergerschen 
Anwälte und des Direktors der sächsischen Serumwerke, die 
die Erzeugung des Pnigodins übernommen hatten. 
Nur gemach! So beißt es zwar stets: ein Hereinfall. 
Thossen ist mit Erzberger hereingefallen, der Pnigodin- 
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