Full text: Deutsche Wappenrolle.

Das Wappenbild der Grafschaft Voigtland (Vogtland, Terra 
advocatorum), der gekrönte, goldene Löwe im schwarzen Felde, 
und der von Schwarz und Silber gespaltene Brackenkopf am 
Helme, das Wappen der Herren von Plauen, wird von Sachsen 
für den, zum alten Vogtlande gehörigen, südwestlichen Teil der 
Kreishauptmannschaft Zwickau geführt. 
Näheres über dieses Wappen siehe bei Reuss, Tafel XV. 
Die Grafschaft Orlamünde fiel, nachdem das gleichnamige, 
einst mächtige, thüringische Grafengeschlecht sehr herabgekommen 
war, von 1346 ab an das Haus Wettin. Das Gebiet gehört 
heute zu Sachsen-Weimar, Sachsen-Altenburg und Meiningen. 
Das Wappen der Grafen von Orlamünde findet sich bereits 
in einem Brakteat des Grafen Hermann I, von Orlamünde (+ 1176) 
und zeigt einen Löwen in einem mit Kreisen oder Ringen be- 
streuten Felde. Später erscheinen Blätter oder Herzen als Streu- 
muster des Wappenfeldes. Das Wappen der Orlamünder wurde 
bald nach der Erwerbung des Gebietes in das sächsische Wappen 
aufgenommen. 
Das Wappen der Markgrafschaft Landsbere ist das alte 
Wappen des Hauses Wettin. Schon im Siegel Otto des Reichen 
(t 1190) findet sich ein mehrmals pfahlweise gespaltener Schild, 
ebenso im Siegel seines Sohnes Dietrich des Bedrängten (f 1221). 
Auch Markgraf Heinrich der Erlauchte (} 1288) führte im Siegel 
die Pfähle. Die Burg Landsberg wurde von Markgraf Dietrich IV. 
(f 1185) erbaut und nennt sich derselbe schon 1174 »de Landes- 
bere<«. Landsberg selbst war aber nur eine Herrschaft. 
Heinrichs des Erlauchten Sohn, Albrecht der Entartete, 
verkaufte 1291 Landsberg an Brandenburg und von diesem kam 
die Mark durch Heirat an Herzog Magnus von Braunschweig, der 
dieselbe 1347 an Friedrich den Ernsthaften, Landgrafen von 
Thüringen und Markgrafen von Meissen, zurück verkaufte. 
Magnus führte in seinem Siegel für Landsberg das alte 
Wettinerwappen, die Pfähle. 
In den Meissenschen Groschen aus den Jahren 1380 — 1478 
erscheint der Wettiner Schild neben dem Meissener Löwen und 
dem Rautenkranzschilde in dominierender Stellung. Auch viele 
sächsische Stäcte zeigen in ihren Wappen die Pfähle mit dem 
Meissener Löwen vereint, z. B. Dresden, Leipzig, Chemnitz, 
Delitzsch, Langensalza u. s. w. 
Schon am Ende des XIII. Jahrh. bezog man das Wappen 
von Wettin, die zwei blauen Pfähle in Gold, auf Landsberg, 
weil man den Löwen von Meissen für das alleinige Hauswappen 
hielt und für die Pfähle keine andere Erklärung fand. Die 
Braunschweiger Reimchronik erzählt: 
»Auch mit vil grossem schalle 
Hort mann ein schar kommen, 
Ihre banier was, hab ich vernommen, 
Von fünff stücken, gold und blaw, 
Er was genannt cin fürst da 
Von Landesberg marggraff Dieterich.« 
Das Wappen der Markgrafschaft Oberlausitz wurde bereits 
bei Preussen (Provinz Schlesien, Tafel V) besprochen. Hier 
wollen wir nur das Helmkleinod näher ins Auge fassen. 
In einem Sekretsiegel der Stadt Bautzen aus dem XIV. 
Jahrhundert, — secretum : civitatis : budissin, — die Jahreszahl ist 
leider nicht nachweisbar — erscheint zum erstenmale das Kleinod 
des nach rechts gewendeten Helmes, der Flug mit dem Schild- 
bilde. Die Annahme, dass das Kleinod nur einen Flügel und 
nicht einen ganzen Flug darstelle, dürfte nicht ganz zutreffend 
sein, da bei zur Seite gewendeten Helmen gewöhnlich ein ge- 
schlossener Flug zur Anwendung kam. 
Sachsen, das seit 1636 beide Lausitzen besessen hatte, 
musste dieselben 1815 infolge der Wiener Kongressakte mit 
35 
  
  
  
  
Ausnahme eines kleinen Teiles der Oberlausitz, für welchen das 
von Sachsen geführte Wappen jetzt Geltung hat, an Preussen 
abtreten. 
Das Wappen der Ferrschaft Eisenberg (Isenberg), die be- 
reits im XIl. Jahrhunderte zum Wettinischen Stammbesitz gehörte, 
erscheint erst 1525 im Wappen des Kurfürstentums Sachsen. 
Das Wappen des Burgeraftums Altenburg wird von Sachsen 
für das im Jahre 1329 von Kaiser Ludwig als eröffnetes Lehen 
erlangte Burggrafenamt von Altenburg, der einstigen freien 
Reichsstadt und jetzigen Haupt- und Residenzstadt von Sachsen- 
Altenburg, geführt. Die burggräfliche Würde war 1165 in 
Altenburg errichtet worden. Dem Burggrafen war die Ver- 
teidigung der kaiserlichen Burg in der Stadt, sowie die kaiser- 
lichen Hoheitsrechte über die im Lande sesshaften kaiserlichen 
Vasallen übertragen. Die Stadt Altenburg führt heute noch in ihrem 
Wappen die Rose des Burggrafenamtes, sowie den Löwen der 
Markgrafen von Meissen in ihrem Schilde. Unter Wilhelm I. 
wurde die Rose von Altenburg in das sächsische Wappen auf- 
genommen. 
Das Wappen der gefürsteten Grafschaft Henneberge, die 
schwarze Henne im goldenen Felde, ist nicht das ursprüngliche 
Wappen dieser Grafschaft. Die Grafen von Henneberg, deren 
Stammvater Poppo I. (} 1078) die Burg Henneberg erbaute, 
sollen ursprünglich einen Adler geführt haben. In einem Siegel 
des Grafen Popo VU. (1190—1245) vom Jahre 1212 erscheint 
ein geteilter Schild; oben ein wachsender Doppeladler, unten 
ein Schach. Konrad von Mure giebt uns die Farben dieses 
Wappens: 
»Hennenberg rubet et candet, niveo quoque detur. 
Nigra hiceps aquila, que dimidiata notetur.« 
also ein schwarzer Doppeladler in Silber über einem rot-silbernen 
Schach. Sein Bruder, Otto der Minnesänger, der sich von Boten- 
lauben nannte (Laube so viel wie Bauwerk, vielleicht das Schach 
des Schildes als Bild eines Mauerwerkes anzusehen), führt das 
gleiche Wappen in seinem Siegel an einer Urkunde von 1231. 
OTTO - DEI: GRATIA : COMES ' DE: (HENNE)NBERG (Fig. 52). 
An einer Urkunde vom Jahre 1300, ausgestellt vom Grafen 
Berthold, ist bereits eine neue Wappenfigur zu sehen: eine Henne 
auf einem Berge, also ein »redendes« Wappen. 
  
Fig. 53. 
Wappen von Henneberg. 
(Züricher W.R.) 
Fig. 52. Stegel des Minnesingers Otto 
von Botenlauben. 11231.) 
Die Farben dieses neuen Wappens giebt uns die Züricher 
Wappenrolle (Fig. 53). 
Unter Berthold wurde am 25. Juli 1310 die Grafschaft 
gefürstet. Das einst sehr reiche und mächtige Geschlecht sank 
später durch seinen zu grossen Aufwand immer mehr in Schulden, 
so dass sich endlich Wilhelm VI. gezwungen sah, am I. Septem- 
ber 1554 zu Kahla mit der Ernestinischen Linie des sächsischen 
Hauses eine Erbverbrüderung zu schliessen, die vom Kaiser 1555
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.