Tafel 1.
DAS DEUTSCHE REICH-
Der Bundesstaat besteht aus den Königreichen Preussen, Bayern, Sachsen und Württemberg; den
Grossherzogtümern Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar, Mecklenburg-Strelitz und Oldenburg;
den Herzogtümern Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg u. Gotha und Anhalt;
den Fürstentümern Schwarsburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck-Pyrmont, Reuss ältere Linie,
Reuss jüngere Linie, Schaumburg-Lipfe und Liffe; den freien und Hansc-Städten Zübdech, Bremen und Hamburg;
dem Reichslande Zisass-Lothringen.
as Wappen des Deutschen Reiches, der Reichsadier, schwarz
mit rotem Schnabel und roten Fängen, trägt auf der Brust den
preussischen Wappenschild (siehe Näheres bei Tafel I), dessen
Adler mit dem Schilde von Hohenzollern belegt ist. Um den Hals
des Reichsadlers schlingt sich die Kette des preussischen „Hohen
Ordens vom Schwarzen Adler“. Ueber dem Kopfe schwebt die
deutsche Reichskrone, von der goldene, ornamental gemusterte
Bänder abfliegen. Die Bänder fallen aber fort, sobald die Krone
ohne den Reichsadler dargestellt wird.
Das Wappen des Reichslandes, Elsass-Lothringen, zeigt den
Reichsadler, ohne preussischen Schild und Ordenskette, dafür
belegt mit einem fürstlich gekrönten Schilde, der gespalten und
vorne geteilt ist. Vorne oben erscheint das Wappen der Zand-
grafschaft Ober-Elsass: in Rot ein von je drei (1,2—2,1) goldenen
Kronen beseiteter goldener Schräglingsbalken; unten das Wappen
der Landerafschaft Unter-Elsass: in Rot ein silberner, beiderseits
mit ebensolchen Perlen und Dreiblättern abwechselnd besteckter
Schräglingsbalken. Die zweite Hälfte des Schildes zeigt das
Wappen des Herzogtums Lothringen: in Gold ein roter, mit drei
silbernen, fusslosen Adlern belegter Schrägrechtsbalken.
Das Grössere Wappen Sr. Majestät des Deutschen Kaisers
zeigt den deutschen Reichsadier im goldenen Schilde, der
über sich die deutsche Reichskrone trägt. Diese besteht aus
vier grösseren und vier kleineren, abwechselnd in einem Achteck
neben einander gestellten, oben abgerundeten und mit Brillanten
eingefassten Goldplatten. In den grösseren Platten erscheint ein
Brillantkreuz, in den unteren Winkeln von kleineren Kreuzen
begleitet. Die kleineren Platten des Kronenreifes tragen einen
Adler aus Brillanten gebildet, über dessen Kopf ein achtspitziger
Stern schwebt. Auf den grösseren Platten ruhen vier goldene,
reichverzierte Bügel, die im Scheitelpunkte in ein Blatt-
ornament endigen, welches den blauen, goldbereiften und mit
kleinen Steinen geschmückten Reichsapfel trägt. Die Reichskrone
ist golden gefüttert; hinter den Goldplatten des Kronenreifes
erhebt sich eine Mütze aus Goldbrokat, mit Reichsadlern und
Reichskronen gemustert. Um den Schild schlingt sich die Kette
des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler (gestiftet von König
Friedrich I. am Tage vor seiner Krönung, den 17. Januar 1701).
Das blau emaillierte, goldgesäumte, achtspitzige Kreuz trägt im
goldenen Medaillon die goldene Initiale des Stifters F. R. (Fride-
ricus Rex). Die Kreuzwinkel sind mit goldbewehrten und könig-
lich gekrönten, schwarzen Adlern geziert. Zwischen den oberen
Kreuzspitzen ist ein durchlochtes, goldenes Kreissegment ein-
gelassen, durch welches eine goldene Kelte gezogen ist, die
das Kreuz mit der Ordenscollane verbindet.
Die Kette des Ordens wird abwechselnd aus je zwei zu
einander gekehrten, goldbewehrten, auf goldenen Donnerkeilen.
sitzenden schwarzen Adlern, und goldgesäumten und blau bordierten
weissen Medaillons gebildet, welche die Ordensdevise »SUUM
CUIQUE« (Jedem das Seine. — Wahlspruch Friedrich L) in
goldenen Lettern tragen. Das weisse Medaillon ist mit dem blauen
Reife durch die goldgesäumten, hellgrünen Initialen F und R ver-
bunden, wobei die F doppelt erscheinen und mit goldenen Königs-
kronen geschmückt sind.
Der Schild, der auf einem steinernen Postamente aufruht,
wird von zwei mit Eichenlaub bekränzten und umgürteten, wilden
Männern als Schildhalter beseitet, von denen jeder eine gold-
befranste, und mit goldenen Schnüren gezierte, nach aussen ab-
fliegende Standarte an goldener Lanze trägt. Die Standarte
des rechts stehenden Schildhalters zeigt auf silbernem Grunde
die Wappenfigur des Schildes, mit welcher die Herzstelle des
Reichsadlers belegt ist, den Adlerkopf zur Stange gewendet, Die
Standarte des linken Schildhalters trägt das Wappenbild des
Markgraftums Brandenburg, dessen Adler mit dem Schilde des
Burggraftums Nürnberg belegt ist. (Näheres über diese Wappen
bei Tafel IL.)
Ueber dem Wappen erhebt sich das kuppelförmige, mit
Hermelin ausgeschlagene und gefütterte, mit goldenen Schnüren
aufgebundene Kaiserzelt aus Goldhrokat, mit schwarzen, rot-
bewehrten Adlern und goldenen Reichskronen abwechselnd
gemustert. Ein purpurroter Reif, von dem goldbequastete, mit
weissen Tafelsteinen belegte Goldlätze herabfallen, umschliesst
die Kuppel und trägt in goldenen Lettern die preussische Devise:
»GOTT MIT UNS«.
Avf dem Gipfel des Zeltes ruht die Reichskrone, über
die das Nationalbanner hervorragt. Es hängt an einer goldenen
Querstange mit Kronenenden, welche Stange wieder an einem,
in den preussischen Farben (Schwarz — Silber) gestreiften Maste
befestigt ist, der auf seinem Kronenende den preussischen Adler
trägt. Die Farben des in der Mitte geschlitzten und in Quasten
endigenden Nationalbanners sind Schwarz-Silber-Rot.