Links steht der Helm des Wappens Tonra (Gleichen); er
trägt als Kleinod einen aus der Helmkrone wachsenden, gold-
gekrönten, silbernen Löwen mit Doppelschweif. Die Decke ist
blad-silbern tingiert.
An der Vorderecke des Schildes erscheint der gekrönte
Helm der Herrschaft Aokenack. Als Kleinod dient ein ge-
schlossener, schwarzer Flug, belegt mit drei silbernen, aus der
Helmkrone sich erhebenden Pilgerstäben, die sich durch die
Häkchen zum Aufhängen der Pilgerflaschen kenntlich machen.
Die Decke trägt schwarz-silberne Tinktur.
Als fünften Helm, an der linken Schildecke, sehen wir den
von Geroldseck. Er trägt einen dreireihigen Pfauenstoss, der in
eine rote Mütze mit Silberstulp gesteckt ist. Die Helmdecke
ist rot mit silbernem Futter.
Der Schild wird von zwei rücksehenden, goldenen Löwen
gehalten, die auf einem Ornamente fussen, über das ein
schwarzes Band geschlungen ist, das in goldenen Lettern die
Devise »PALMA SVB PONDERE CRESCIT« trägt. Das Ganze
ist unter einem hermelingefütterten Purpurmantel angebracht,
der aus einem Fürstenhute herabfällt und mit goldenen Schnüren
aufgebunden ist.
Als Vorlage für dieses auf unserer Tafel zur Anschauung
‚gebrachte grosse Staatswappen diente eine Zeichnung, die
1884 im Auftrage des fürstlichen Hofmarschallamtes angefertigt,
uns von dem Landesdirektorium .in Arolsen gütigst übermittelt
wurde.
Sowohl im fürstlichen Kabinettssiegel, als auch im grossen
Regierungssiegel, im Staatssiegel und im grossen Siegel des
Landesdirektors erscheint unter dem Fürstenmantel nur der neun-
feldige Schild ohne Helme und Löwen, auch ist das Wappen-
bild der Herrschaft Tonna in diesen Siegeln noch nicht auf-
genommen, sondern sie zeigen im vierten und sechsten Quartiere
des Schildes das Wappen von Geroldseck, also ganz in der
Weise, wie wir den Schild der Waldecks in den Wappenbüchern
des XVII. Jahrhunderts vorfinden. Eine Neugravierung der
Siegel wurde bis heute noch nicht durchgeführt.
Fig. 89. Kleines Staatswappen von Waldeck-Pyrmont.
Das »Kleine Staatswappen« (Fig. 89) zeigt unter dem
Fürstenmantel einen von Gold ‘und Silber gespaltenen Schild,
der vorn den Stern von Waldeck, rückwärts das Ankerkreuz
von Pyrmont trägt. Im sogenannten »Mittleren« und »Kleinen
Dienstsiegel« ist dieses vereinfachte Wappenbild des Fürstentums
zur Darstellung gebracht.
Se. Durchlaucht, der regierende Färst su Waldeck und
Pyrmont, Graf su Rappoltstein, Herr zu Hohenack und Gerolds-
eck am Wasziegen etc., sowie die Mitglieder des fürstlichen
Hauses benützen dasselbe Wappen, wie es vom Staale ge-
führt wird. .
Die gräfliche Linie, die durch Josias (f 1763), einem jün-
geren Bruder des im Jahre 1712 gefürsteten Friedrich Anton
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Ulrich, gestiftet wurde und eventuell auch zur Thronfolge be-
rechtigt ist, führt den alten, vorhin beschriebenen Schild mit
fünf Helmen und zwar von rechts nach links: Hohenack, Pyr-
mont, Waldeck, Rappoltstein und Geroldseck.
Die Grafen zu Waldeck, Pyrmont und Limpurg-Gaildorf
führen den Titel Er/aucht.
Von diesen Grafen su Waldeck sind die Grafen von Waldeck wohl
zu unterscheiden. Sie sind die Nachkommen des Prinzen Friedrich
Ludwig Hubert aus der morganatischen Ehe mit Ursula Poll (1815), die
durch Diplom vom 31. Juli 1843 in den Grafenstand erhoben wurden
und den schwarzen Stern im goldenen Felde als Wappen führen.
Aus der Ehe des Prinzen Albrecht mit Miss Dora Gage (f 1883),
vermählt am 2. Juni 1864, stammen die Grafen von Rhoden (Diplom,
23. August 1867) und aus der Ehe des Prinzen Erich (f 1894) mit Maria
Konstanze, Freiin von Falkener, die Grafen von Grebenstein (Diplom,
ı2. September ı88s).
Die Grafen von Rhoden führen einen gevierten Schild; in s und 4
einen siebenstrahligen schwarzen Stern in Gold, die obersten zwei Strahlen
mit cinem schwarzen Bogen verbunden; in 2 das Wappen Gage: ein rotes
Andrcaskreuz; der obere und untere Teil des Feldes blau, der rechte
und linke Teil silbern; in 3 das Wappen der St. Clerc: in Blau eine
goldene Sonnc.
Der erste Helm trägt das Kleinod von Waldeck, der zweite mit
blau-silbernem Wulst einen silbernen Widder mit goldenen Hufen und
Hörnern. Schildhalter zwei braune, halsgekrönte Windhunde, auf rotem
Ornamente Sussend.
Die Grafen von Grebenstein erhielten einen geteilten Schild; oben
in Blau auf siibernem Rosse einen schwertschwingenden Ritter, dessen
blauer Schild den alten hessischen Löwen zeigt. Unten in Gold, das
Wappenbild von Waldeck, den schwarzen Stern. Konstanze Freiin von
Falkener entstammt der morganatischen Ehe des Prinzen Franz von
Hessen-Philippsthal mit Maria v. F. geb. Lindner, daher im Schilde der
hessische Löwe.
Graf Hermann von Waldeck und Pyrmont vermählte sich am
rı. August ı897 morganatisch mit Klara v. Jäckel, und wurde der Dame
sowie deren Nachkommenschaft gleichzeitig der Grafenstand » Waldeck s
zuerkannt.
Die Hoflieferanten führen das Staatswappen, doch ist ein
eigener Erlass iiber diese Angelegenheit nicht erschienen.
Adolf I, Graf zu Waldeck (} 1270), der zweite Sohn Hein-
richs II., Grafen von Schwalenberg (f 1214), ist der Stammvater
der Grafen und Fürsten zu Waldeck. Die alten Schwalenbergs
führten einen achtspitzigen roZer Stem im goldenen Felde als
Wappen; die sich abtrennende Linie Waldeck verwandelte den
roten Stern in einen schwarzen, um sich von der Schwalenberger
Linie zu unterscheiden. Das Helmkleinod war ein mit dem
Sterne belegtes, goldenes Federgestell (Fig. 90), aus dem sich
später der jetzt geführte Flug entwickelte.
Im Jahre 1712 wurde eine Linie der Grafen zu Waldeck-
Pyrmont, wie bereits früher erwähnt, in den Reichsfürstenstand
erhoben; 1806 erhielt sie die Souveränität.
Die Grafschaft Pyrmont (Petri mons) gehörte bereits im
XII, Jahrhundert einer Secundogenitur der Schwalenbergs, die
1494 erlosch. Der Stifter dieser Linie war Widekind I, Graf
von Pyrmont, der zweite Sohn WidekindsIIl., Grafen von Schwalen-
berg und Vogt von Paderborn, des Urgrossvaters Adolfs I. zu
Waldeck (f 1137). Das Ankerkreuz wurde in alter Zeit in
einer etwas anderen Form geführt wie jetzt, die Anker waren
schneckenartig gewunden. (Fig. 91.)
Das Erbe ging durch die Schwester des letzten Grafen
von Pyrmont an die Grafen von Spiegelberg über, deren Ge-
schlecht ı557 erlosch. Nachdem die Grafschaft im vorüber-
gehenden Besitze des Hauses Lippe-Sternberg gewesen, fiel sie
1583 an die Grafen von Gleichen-Tonna, die mit Spiegelberg
verschwägert waren. 1631 erlosch auch Gleichen und nun fiel
Pyrmont laut Erbvertrag vom Jahre 1621 nach langen Streitig-