Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

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geschütz. Fast drei Wochen vergingen infolgedessen ohne nennens- 
werte Ereignisse auf der von der Maasarmee umschlossenen 
Seite. Aber nachdem schon am 27. Oktober abends von den 
Franzosen unter Führung des Generals Bellemare vor 
Le Bourget in einer Entfernung von 800 Schritt Erd- 
schanzen aufgeworfen worden waren, nahm der genannte 
General das Dorf im Morgengrauen des 18. Oktober und 
vertrieb die schwache Besatzung daraus. Nachdem eine 
scharfe Beschießung des Ortes am 29. Oktober zwecklos ver- 
laufen war, wurde am selben Tage der Befehl an das 
Gardekorps gegeben, den Ort am andern Tage wieder zu 
nehmen. Der Sturm begann am andern Morgen 8 Uhr, 
um 11 Uhr war das hartnäckig verteidigte Dorf im Ganzen 
in den Händen der Garden; die Einzelkämpfe währten noch bis 
zum Nachmittag. — Bei den sich mehrenden Nachrichten 
von einem drohenden Ausfalle aus der West= und Süd- 
seite der Stadt wurden auf dem linken Seineufer Truppen- 
zusammenziehungen angeordnet, infolge deren der Maas- 
armee die Deckung des zwischen Seine und Marne gelegenen 
Teiles zufiel. Da hierfür die Kräfte nicht ausreichten, 
so wurde ihr am 16. November die württembergische Feld- 
division zugeteilt und diese im Osten der eingeschlossenen 
Stadt von Brie fur Marne bis Choisy le Roi an der Seine 
einquartiert. Gerade gegen diese östliche Cernierungslinie 
bereitete sich in Paris ein mächtiger Angriff vor. Bei 
einem zur Kenntnisnahme der im Norden sichtbar gewordenen 
Bewegungen des Feindes unternommenen Rekognoscierungs- 
ritte hielt Kronprinz Albert auf einer Anhöhe bei der Wind- 
mühle von Faubonne. Die um diese Zeit schon auf alle 
Orte der Umgebung gut eingeschossenen Franzosen sandten 
vom Fort de la Briche sofort Granaten herüber, die in un- 
mittelbarer Nähe des Kronprinzen einschlugen gerade als 
er seine Bessy besteigen wollte. Er ließ sich dadurch nicht 
weiter stören, sondern meinte nur lächelnd: „Diesmal war 
es wohl speciell auf mich abgesehen!“ — Es kam am 30. No- 
vember zur ersten Schlacht von Villiers, das im Südosten 
von Paris etwas hinter Brie fur Marne liegt. Mit kolossaler 
Übermacht, unterstützt von dem energischen Feuer der Forts 
gingen die Franzosen mit zehnfacher Ubermacht gegen die 
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