Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

richte ich als Freund in einer mir höchst wichtigen Angelegen- 
heit eine Frage an Sie. Bei Ihrer letzten Anwesenheit in 
Dresden sprach ich mit Ihnen davon, wie sehr mich der Gedanke 
über die Wahl eines künftigen Erziehers für meinen Albert 
beschäftigt. Ich habe viel darüber hin= und hergedacht, aber 
unter allen Personen, auf welche sich meine Gedanken lenkten, 
ist mir niemand vorgekommen, in dessen Hände ich mit 
größerem Vertrauen dieses wichtige Werk legte, als Sie 
selbst, teuerster Freund.“ Daran knüpfte sich die Frage, ob 
von Langenn unter Aufgabe seiner bisherigen umfänglichen 
Wirksamkeit es über sich gewinnen könne, im Hinblick auf 
ein segensreiches Werk für künftige Geschlechter, der Erzieher 
eines Kindes zu werden, vorausgesetzt, daß auch die finanzielle 
Seite der Sache sich erledigen lasse und die Zustimmung des 
Königs erfolge. Unter dem 21. Januar desselben Jahres 
sagte von Langenn zu. Aus dem Briese sind folgende 
Stellen mitteilenswert: „Ew. Königliche Hoheit erlauben mir 
zu bemerken, daß in einer für Fürst wie Vaterland so hoch- 
wichtigen Sache weniger meine Wünsche und Hoffnungen 
maßgebend sind, als meine Pflicht gegen das Regentenhaus 
und Vaterland. — — — Ich halte die Erziehung eines 
Prinzen, der vielleicht zu einem Throne berufen ist, für eine 
der höchsten Aufgaben des Lebens, wie sie eine der schwie- 
rigsten ist. Ich halte jenes Amt für ein möglicherweise 
historisches. Darum aber soll, so scheint es mir, der Fürsten- 
erzieher ein religiös, sittlich, psychologisch und politisch durch- 
gebildeter Mann sein, er soll hohen Ernst mit Freundlichkeit 
verbinden, um das fürstliche Kind und den Jüngling auf 
jene Höhe zu leiten, die dem künftigen Berufe entspricht und 
zugleich ihn immer eingedenk sein läßt, daß er dazu erkoren 
sei, die Menschen, welche die Vorsehung seiner Regierung 
anvertraut, zu beglücken."“ 
Aus dem Mitgeteilten geht hervor, daß Prinz Johann 
mit seiner Wahl den richtigen Mann getroffen hatte: er war 
selbstbewußt, gefestigt in seiner Weltanschauung, insbesondere 
auf politischem und religiösem Gebiet, voller Verständnis für 
die Schwierigkeit seiner Pflicht und durchdrungen von einer 
aufrichtigen Liebe zum Lande und seinem Königshause. 
Es mögen hier die vom Prinzen Johann eigenhändig für 
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