Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

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die langjährige Gewöhnung an die einzig durch das kirch- 
liche Leben noch erträgliche Eintönigkeit eines mährischen 
Dorflebens erklärlich sind. Die Erziehung der Prinzessin, 
die am 7. August 1833 durch den Wiener Superinten- 
denten Pauer im evangelischen Bekenntnisse getauft worden 
war, sollte nun am letzten Ende durch die Konfirmation 
im protestantischen Glauben zum Abschlusse gebracht werden. 
Da gab die Prinzessin den Wunsch kund, katholisch zu 
werden. Der Vater, dem Stamme des großen Glaubens- 
helden Gustav Adolf entsprossen, verweigerte auf ihre An- 
zeige hin die Erlaubnis. Er verfügte, als die Prinzessin 
auf Grund seiner Weigerung erkrankte, wenigstens einen 
Mittelweg; die Prinzessin sollte, getrennt von der katholi- 
sierenden Mutter und Großmutter, evangelischen Konfirmations= 
unterricht in Karlsruhe genießen. Als dieser Versuch, den 
der Vater durch persönliche Anwesenheit in Karlsruhe zu 
unterstützen suchte, nichts fruchtete, gab er seinen Widerspruch 
auf. Am 4. November 1852 legte die Prinzessin das 
katholische Glaubensbekenntnis in die Hände des Brünner 
Bischofs Grafen Schaffgotsch ab, empfing dabei die Firmung 
und die erste Kommunion nach katholischem Ritus. 
Im Hause der Großherzogin Stephanie lernte zu Baden 
die Prinzessin den Prinzen Louis Napoleon kennen, den 
damaligen Präsidenten der französischen Republik. Es darf 
kaum wunder nehmen, daß die jungfräuliche Blüte aus den 
mährischen Bergen die Blicke des nach einer Verbindung 
mit einem der anerkannten europäischen Fürstenhäuser sich 
umsehenden Prätendenten auf sich fesselte. Auch ihr gefiel 
sein ruhiges und ernstes Wesen, das in seiner Eigenart auch 
auf ernste und beobachtende Männer seinen Zauber auszu- 
üben nicht verfehlt hat. Die öffentliche Meinung sprach schon 
von einer bevorstehenden Werbung, von der jedoch that- 
sächlich nicht die Rede gewesen ist. Denn der Freier war 
schon nahe und Prinz Albert kam im November 1852 nicht 
so ganz unerwartet nach Morawetz. 
Prinz Albert wiederholte seinen Besuch in den eersten 
Tagen des Monats Februar 1853 und nahm#wie seine 
Angehörigen auch — denn Prinz Johann mit Gemgahlin 
und die Prinzessinnen Sidonie (geh. 1834) und Aema# (g#6b. 
Biograph. Volksbücher: Sturmhoefel, König Albert. 4
	        
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