Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

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Napoleon über die Schleswig-Holsteinische Frage auf be- 
sondere Einladung hin Vortrag halten durfte. Trotzdem 
war man in den sächsischen Kammern, die am 3. November 
1863 zum 11. ordentlichen Landtage zusammengetreten 
waren, mit Zähigkeit gegen die Bewilligung der erforderlichen 
Ausgaben für das Heer. Da nahm am 27. Mai 1864 
Kronprinz Albert in der Ersten Kammer, deren Mitglied 
er verfassungsgemäß seit seiner Großjährigkeit war, ge- 
legentlich der Verhandlung über das Kadettenkorps das 
Wort und erklärte u. a: „Vom Geiste des Offizierkorps, 
von der Bildung und Tüchtigkeit desselben hängt auch die 
Brauchbarkeit und Tüchtigkeit der Armee und von der 
Tüchtigkeit der Armee die Ehre derselben ab. Eine Armee, 
welche tüchtige Offiziere hat, wird sich auf dem Schlachtfelde 
ebenso bewähren als im Frieden, sie wird die Ehre ihres 
Landes, sie wird ihre Fahne stets hochhalten. Es können 
Zeiten eintreten, wo die Geltung unseres Vaterlandes von 
den Thaten unserer Armee abhängen kann, wo man weniger 
fragen wird nach unserer ausgezeichneten Industrie, nach 
unserm vortrefflichen Ackerbau und unsern guten Gelehrten- 
anstalten, sondern wo man fragen wird: „Wie haben sich 
unsere Sachsen geschlagen?“ und danach wird der Wert 
unseres Vaterlandes bemessen werden. Dies nicht zu unter- 
stützen, können wir nicht verantworten, und wir erwarten 
daher, daß auch die zweite Kammer die Verantwortlichkeit 
nicht auf sich nehmen werde, deshalb unser Vaterland einst 
seine Selbständigkeit vielleicht einbüßen zu sehen.“ — Es 
waren das Seherworte, die dem klaren Blicke eines ein- 
sichtigen Soldaten entsprachen und nur zu bald in vollem 
Umfange sich bewahrheiten sollten. — Im übrigen muß 
daran erinnert werden, daß seit 1852 die durch die Be- 
wegung von 1848 abgeschaffte Stellvertretung im Militärdienst 
wieder eingeführt worden war, wenn auch 1858 die Ein- 
standsumme eine kleine Erhöhung erfahren hatte. Dazu wurden 
aus Sparsamkeitsrücksichten die Mannschaften bei der Infanterie 
nur für die im Sommer stattfindenden Bataillonsexercitien in 
der notwendigen Stärke eingezogen. Der gewöhnliche Präsenz- 
zustand der Kompagnie betrug außer dieser Zeit nur 30 Mann, 
in Dresden 45 Mann. Auch machte sich eine Umgestaltung
	        
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