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nun drüben, diesseits der Höhen von Chlum, auf der Straße
nach Königgrätz bei den Osterreichern beobachten konnte.
Bald nach /4 Uhr des Nachmittags verließen die letzten
sächs. Truppen, es war das 1. Jägerbataillon, das sich bis
dahin an der Waldecke bei Bor gehalten hatte, das Schlacht-
feld und mit ihnen der Kronprinz, den die treuen Truppen
mit nicht endenwollenden Hurra-Rufen begrüßten. Sie bildeten
die Nachhut der 1. Infanteriebrigade, zu deren Linken die
1. Reiterbrigade abzog unter der Führung des Prinzen Georg.
„Von Zeit zu Zeit halten, um wieder aufzuschließen —
nur im Schritt darf Kavallerie wie auch Artillerie zurück-
gehen“ — so lautet der Befehl des Kronprinzen und er
wird von den braven Truppen gewissenhaft befolgt. Unter
der von den Preußen eroberten Kriegsbeute von 188 Ge-
schützen befand sich ein einziges sächsisches; es erlitt einen
Achsenbruch und mußte liegen bleiben. Wir übergehen die
letzten Phasen dieser furchtbaren Schlacht und hören nur den
Feind darüber kurz urteilen. Es heißt im preußischen
Generalstabswerk über den Feldzug von 1866: „Während
der allgemeinen Verwirrung und Auflösung, welche bei der
kaiserlichen Armee in wilde Flucht ausartete, bewahrten die
sächsischen Truppen ihre Haltung und Ordnung.“ Noch
ausführlicher drückt sich Moltke in einem bald nach der
Schlacht geschriebenen Briefe aus: „Daß die Sachsen sich
überall und besonders bei Problus ausgezeichnet geschlagen
haben, das wissen Sie, — auch daß sie die einzigen waren,
die in der großen Entscheidungsschlacht nicht von dem
panischen Schrecken ergriffen wurden, der die Nieder-
lage der Österreicher in wilde Flucht verwandelte. Eine
geschlagene Armee, die, dem Unvermeidlichen sich fügend,
ruhig und geordnet das Schlachtfeld verläßt, kann sich dem
Sieger fast ebenbürtig an die Seite stellen, und wollte Gott,
daß dies geschehe — und bald!“
Beim Weitermarsch konnte es nicht ausbleiben, daß das
Sachsenkorps in die fliehende österreichifche Armee verwickelt
wurde; dazu kamen widersprechende Befehle Benedeks über
die Rückzugslinie. Zur Vermehrung der Panik blieben bis
zum späten Abend die Thore der Festung Königgrätz ge-
schlossen; dabei war alles rings um die Stadt überschwemmt.
Biograph. Volksbücher: Sturmhoefel, König Albert. 6