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Furchtbare Scenen spielten sich da ab, die, einmal gesehen,
ein menschliches Auge nicht wieder zu vergessen vermag.
Endlich gelang der Durchmarsch durch die Stadt und über
die Elbe für einen Teil der Truppen; der Kronprinz zog es
vor, die ihm von Benedek angegebene Schiffbrücke bei
Opotawitz, unterhalb von Königgrätz, auf dem rechten Elbufer
bleibend, zu gewinnen; sie hatte nur den einzigen Fehler,
nicht vorhanden zu sein. So mußte er mit den ihn be-
gleitenden Truppen, dem 1. Jägerbataillon, den 3 glatten
Reservebatterien und der 2. Reiterbrigade noch das drei Meilen
weit entfernte Pardubitz zu erreichen suchen, wo sich die
nächste Elbbrücke befand, nach solchem Tage auch noch unter
allerhand Marschschwierigkeiten. Nachts 1 Uhr kam der
Kronprinz da an und übernachtete, soviel man davon noch
reden kann, im Posthause.
Den weiteren Marsch über Olmütz, wo anfänglich der
Feind erwartet werden sollte, nach Wien, wo man erst auf
dem linken, dann auf dem rechten Donauufer dem Feinde
entgegentreten sollte, dürfen wir übergehen. Es kam nicht
mehr zu ernstlichen Begegnungen, da am 22. Juli ein Waffen-
stillstand, am 26. die Unterzeichnung der Friedensprälimi-
narien zu Nikolsburg und endlich am 28. August der
Friedensschluß zu Prag erfolgte; aber nur zwischen Osterreich
und Preußen, nicht zwischen Preußen und Sachsen. Es ist
bekannt, unter welchen Bedingungen nach einer zeitweiligen
Bedrohung der staatlichen Selbständigkeit auch dieser Friede
geschlossen wurde; er kam am 21. Oktober zu Berlin zu-
stande, und wurde von König Johann am 23. zu Teplitz
ratifiziert.
In der Zwischenzeit hatten die sächsischen Truppen mit
ihren Führern volle Zeit, sich von den Verlusten und Stra-
pazen der vergangenen Wochen zu erholen. Osterreichische
Gastfreundschaft suchte ihnen nach Kräften die ungewisse Zeit
des Wartens erträglich zu machen. Dazu kamen für die
UÜberlebenden reichliche Anerkennungen ihrer militärischen
Leistungen. Dem Kronprinzen Albert hatte schon am 16. Juli
der König „für die ausgezeichnete Führung der Armee“ wie
der Tagesbefehl es sagte, das Großkreuz des Militär-
St. Heinrichsordens verliehen. Am 18. Juli folgte der