— 86 —
Aber die Kämpfe gegen die Redarier und andere Slavenstämme dauerten
fort, teils von Gero, teils von Hermann Billung geleitet. Denn der
König sah sich 961 veranlaßt, zum zweitenmal nach Italien zu
ziehen (961—964), wo er zunächst Berengar bekämpfte und unterwarf,
und dann so bestimmenden Einfluß nach Demütigung der Römer auf
die Papstwahlen gewann, daß fortan der Papst wie ein königlicher
Beamter erschien. Überdies ward er am 31. Jannar 962 zum Kaiser
gekrönt und erneuerte so die Würde des großen Karl. Auch Mark-
graf Gero erschien in Rom, aber nicht mehr in weltlicher Angelegenheit.
Bei einem Feldzuge gegen die Wenden in der Lausitz verlor er im
Jahre 963 seinen einzigen Sohn Siegfried. Gebeugt durch dies Miß-
geschick zog der Greis nach der heiligen Stadt, legte am Altare des
heiligen Petrus seine siegreichen Waffen nieder und ging zurück, um sein
Leben in dem von ihm gestifsteten Kloster Gernrode am Harz am
19. Mai 965 zu beschließen, ein Mann, dem das Deutschtum jenseits
der Saale und Elbe es verdankt, daß es in diesen Gegenden festen
Fuß fassen konnte.
Die Fortsetzung dieser Slavenkämpfe, während deren auch der
immer wieder ungetreue Wichmann seinen Tod fand, können wir füg-
lich übergehen. Nicht bloß mit dem Schwerte, sondern auch mit den
sanfteren Mitteln christlicher Erziehung suchte Otto die Gegenden nörd-
lich und östlich der Elbe für seine Herrschaft zu gewinnen. Schon
946 gründete er das Bistum Havelberg, 949 Brandenburg an Stelle
des slavischen Brennabor, das einst schon sein Vater erobert hatte.
Im Jahre vorher waren im Norden als geistliche Bollwerke gegen
die Dänen Ripen, Schleswig, Aarhus gestiftet worden. 959 folgte
Meißen, 965 Merseburg, 968 Zeitz und vor allem Magdeburg als
Erzbistum. Schon lange war Otto mit dem Gedanken umgegangen,
die letztgenannte Stadt zum Mittelpunkt für die Slavenmission zu
machen, namentlich als er 946 dort in dem von Editha neun Jahre
vorher gegründeten Moritzkloster ihren Leib bestattet hatte. Aber er
stieß sowohl bei seinem eigenen Sohne Wilhelm, den er nach Friedrichs
Tode (953) zum Erzbischof von Mainz gemacht hatte, als bei dem
Bischof Bernhard von Halberstadt, zu dessen Sprengel Magdeburg
gehörte, auf so zähen Widerstand, daß er den Gedanken vorläufig
aufgab. Obgleich damn wenige Tage nach der Kaiserkrönung Papst