— 113 —
die Weiber an, den kämpfenden Männern beizustehen. Die wackeren
Frauen schleppten Steine herbei, um sie den Polen auf die Köpfe zu
wersen, andere kamen mit Eimern voll Meth heran — um das Feuer
zu löschen, da es an Wasser fehlte. Aber das alles würde nicht
geholfen haben, wenn die Barbaren nicht durch das Steigen des durch
den Herbstregen geschwollenen Elbstromes an die Rückkehr gemahnt
worden wären, die ihnen sonst leicht durch ein sicher in Aussicht
stehendes kaiserliches Entsatzheer abgeschnitten worden wäre. Das kam
auch anmarschiert, aber leider zu spät, um die Polen zu züchtigen.
So stellten die Kaiserlichen, zu denen Erzbischof Gero von Magdeburg,
die Bischöfe Arnulf von Halberstadt und Thietmar von Merseburg,
der Chronist dieser Zeit, und viele Grasen mit ihren Mannen stießen,
in vierzehn Tagen die Unterstadt wieder her, ein Beweis, wie wenig
man an die Dauer des Werkes glaubte. Diesen Unglauben teilte
auch der Bischof Eido von Meißen, der damals, am 20. Dezember,
in der Ortschaft Leipzig starb und letztwillig seine Bestattung zu Col-
ditz verfügte, damit nicht etwa in dem unsicheren Meißen seine ewige
Ruhe durch die grabesschänderische Hand der heidnischen Polen ge-
stört werden möge. Trotzdem ließ ihn Markgraf Hermann in Meißen
beisetzen; die Gebeine des frommen Mannes, der dreiundzwanzig Jahre
lang Mühsale und Entbehrungen mit der ihm anvertrauten Herde
treulich durchlitten hatte und oft barfuß durchs Land gezogen war, um zu
taufen, zu firmeln, zu predigen, zu beerdigen, schienen den Zeitgenossen
zu wertvoll, um nicht als Schutz der Stadt in der Kirche der Meißener
Burg aufbewahrt zu werden.
Der Kaiser sah num schließlich ein, daß auf die bisher eingehaltene
Weise dem übermächtigen Polenfürsten nicht beizukommen sei. So
schloß er mit den östlichen Nachbarn der Polen, mit den fernen Russen,
ein Bündnis, gleichermaßen eines mit den Böhmen und mit den von
den Polen gereizten Liutizen; außerdem entbot er eine Menge der in
den östlichen Gegenden am Feldzuge und seinem Gelingen interessierten
Grafen und Bischöse zu diesem Zuge. Aber das Glück wollte ihm
dech nicht lächeln. Der kühne Pole schlug die Russen aus dem Felde,
er wandte sich siegreich gegen das kaiserliche Heer, das er über die
Elbe zurückwarf; wieder erfuhren die Gegenden zwischen Elbe und
Mulde die verwüstende Wut der Slaven, und die slwischen Bundes-
Sturmhoelel, Gelchichte der sͤchsischen Zande.