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durch bekam der Vater Zeit, sich öfter und länger in der Umgebung
des Kaisers aufzuhalten und an den Reichsgeschäften Anteil zu
nehmen, auf die besonders auch Heinrich der Löwe nach völliger Ver-
ständigung mit dem Kaiser und Versöhnung mit seinen Widersachern
großen Einfluß gewann. Es waren wichtige Dinge zu erledigen, die
wohl dazu angethan waren, den Kaiser und die Seinen vollauf zu
beschäftigen. Am 20. September 1168 starb Paschalis III. Die auf-
flackernde Hoffnung auf Versöhnung mit dem Papste wurde vernichtet
durch die Erhebung des Abtes Johann von Struma zum Papste als
Calixt III. Ferner ließ auf dem Reichstage von Bamberg 1169 der
Kaiser seinen vierjährigen Sohn Heinrich zum Nachfolger wählen; ge-
krönt wurde er dann am 15. August 1169 zu Aachen. Auch sonst
that Friedrich alles, was in seiner Macht lag, um sich für die doch
immer wieder bevorstehenden Kämpfe einen festen Rückhalt zu sichern;
vornehmlich hatte er durch Erwerbungen und Einziehungen von Lehn-
gütern und Ländern die Vermehrung seiner Hausmacht im Auge.
Ludwig erfreute sich in dieser Zeit durchaus der Gunst seines
Schwagers. Die Reinhardsbrunner Annalen berichten als Beleg da-
für, daß Jutta, die Gemahlin Ludwigs und Schwester des Kaisers,
den Bau eines Lustschlosses bei Weißensee begonnen habe, das als
Zwischenstation zwischen der Neuenburg und der Wartburg dienen sollte,
unbekümmert darum, daß der Graf von Beichlingen Einspruch dagegen
erhob, weil das dort sein Grund und Boden sei. Als dann der Graf
sich an den Kaiser selbst wandte, entschied dieser zwar in seinem Sinne
und untersagte dem bei ihm aufhältlichen Landgrafen mit aller Strenge
die Fortführung des Baues. Ludwig schien entrüstet über die Hand-
lungsweise seiner Frau und teilte ihr offiziell das kaiserliche Verbot
mit, riet ihr aber heimlich, ohne Furcht den Bau fortzusetzen. Nun,
das Schloß wurde vollendet und wir hören nicht, daß der Kaiser da-
gegen eingeschritten sei. Im Juli 1170 bestätigte Friedrich ferner dem
Landgrafen, der zu Frankfurt bei ihm weilte, einen Gütertausch mit
der Abtei Fulda und weilte dann um Johannis 1171, wie schon be-
rührt wurde, als dessen Gast zu Erfurt. Auch im folgenden Jahre sah
Thüringen den gewaltigen Herrscher; er hielt sich Ende November auf
dessen Veste Neuenburg an der Unstrut auf. Hier kann wohl die bekannte
hübsche Sage der Reinhardsbrunner Annalen untergebracht werden.