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da lag das heilige Sakrament noch ganz unverletzt, so daß der Erz-
bischof es mit gebührender Ehrfurcht aus der Pfütze heben konnte.
Unter dem Gesange Christus nobis apparuit, venite adoremus.
(Christus istuns erschienen, kommt und betet an) brachte man nundie Hostien
in die Stiftskirche Unserer lieben Frau, wo sie beigesetzt wurden. Ein
Erfurter Bürger aber, mit Namen Ulrich Vierling, baute an dem Orte, wo
die konsekrierten Hostien gefunden worden waren, eine Kirche, die zum
heiligen Born genannt wurde. Darin war die ganze Geschichte auch
abgemalt und in, allerdings aus viel späterer Zeit stammenden Versen
dem Beschauer berichtet.'“) — In diesem Zusammenhange mag eines
Mannes gedacht werden, der als der größte Gelehrte des 13. Jahr-
hunderts angesehen wurde und namentlich auf dem Gebiete der Natur-
wissenschaft seiner Zeit voraufgeeilt war. Was er aber über die Freiberger
Silberfunde sagt, giebt uns ein Bild, wie es damals mit der An-
schauungsweise selbst eines für die Zeit hochgelehrten Mannes aussah;
dann können wir uns über den Wust von Irrtümern bei den gewöhn-
lichen Sterblichen nicht wundern. Wir meinen Albert, Grafen von
Bollstädt, der 1193 zu Lauingen in Schwaben geboren wurde, mit
30 Jahren in den Dominikaner-Orden trat und den grdßten Teil
*) Man schreibt tausendzweyhundert Jahr
Und neunundviertig, das ist wahr,
Da diß Sacrament gestohlen ist,
Als die Legende meldet diß.
Uber fünff Monat es geschach,
Daß ein Dieb kam gen Eisenach,
In seiner Beichte hats offenbart,
Daß dieß Sacrament stohlen ward.
Hier funden sie den wahren GOtt
In der Gestalt des Himmels-Brod.
Aus Freuden sprachen sie all süß
Nuno venite adoremus.
In GMOtt Vater Bischoff zu Maintz
Erhoben hat dieß Sacrament
In neun Particuln aus den Born,
Da sonst alle Wasser waren gefrohrn.
Da der Einbruch im März erfolgt ist, nach fünf Monaten aber die Gmdeckung
erfolgte, so hat man sich wohl über den harten August 1249 zu wundern, in dem
alle Wasser gefroren waren.