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Tausende sollen sich damals an öffentlichen Plätzen versammelt haben,
und zogen nun mit Tanzen und Singen durch das Löber Thor über den
Steiger hinweg nach Arnstadt. Dabei ist die Notiz merkwürdig, daß
die Erfurter nicht wußten, wo ihre Kinder hingekommen waren und
erst auf Benachrichtigung von Arnstadt hin sich aufmachten und ihre
Kinder von dorther holten. — Eine durch die Berührung mit dem
Orient eingeschleppte Krankheit war der Aussatz, die Lepra. Die
Religion gebot, daß man sich der armen Siechen annahm, namentlich
da mit der so vielfach im alten wie neuen Testamente erwähnten
Krankheit etwas Mystsches verbunden zu sein schien. In der Regel
wurden sie in besonderen Siechenhäusern untergebracht, die bezeichnender-
weise, wie z. B. in Frankfurt a. M., den Namen Spital der guten
Leute oder Gutleutehof genannt wurden. Wir haben von der ähnlichen
Anlage Ludwigs des Heiligen und der heiligen Elisabeth am Fuße
der Wartburg und zu Gotha gehört. Leipzig bekam sein Leprosen-
hospital 1278; die Kranken legten es selbst an, nachdem sie auf
Reudnitzer Flur von einem Leipziger Kaufmann und Bürger Walter
vier Morgen Landes um fünf Mark Silbers gekauft hatten. Es ist
das der Anfang zu dem Johannishospital, das ja dann mit dem
Verschwinden der Lepra anderen Zwecken diente, wie überhaupt die
Spitäler des Mittelalters nicht nur für die Heilung der Kranken,
sondern auch für die Unterbringung alter, arbeitsfertiger Leute bestimmt
waren. Zu solchem Zwecke gründeten, wahrscheinlich im Jahre 1224,
Ludwig von Honsberg und der markgräfliche Vogt Heinrich zu Frei-
berg vor dem Petersthore das milde Hospital St. Johannis, das noch
heute in hoher Blüte steht, und wie das gleichnamige zu Leipzig eine
Zufluchtsstätte alter Bürger bildet, die sonst keinen Anhang oder keine
materielle Unterstützung haben. Die Gründung wurde 1224 von
Papst Honorius III. und 1233, 1. Oktober, von Markgraf Heinrich
dem Erlauchten in besonderen Schutz genommen und von diesem und
seinen Nachfolgern vielfach begünstigt. Sie stand unter der geistlichen
Obhut von Altenzelle. Heinrich der Erlauchte war selbst der Gründer
des Hospitals zu Dresden, wie er in einer Urkunde vom 8. Januar
sich als solchen bezeichnet, während das Spital selbst zum erstenmale
in einer Urkunde vom 19. Oktober 1286 genannt wird. Es stand
unter dem ebenfalls von Heinrich dem Erlauchten zu gleicher Zeit