Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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sich unterwerfen, nur unter der Voraussetzung wolle er des zürnenden 
Bruders Verzeihung erwirken, daß im gegebenen Augenblicke Eberhard 
bereit stünde zur Teilnahme an dem von Heinrich geplanten Aufruhr wider 
den königlichen Bruder. Es mutet uns wahrhaftig wunderbar an: der 
umbärtige Jüngling von höchstens 18 Jahren, der soeben von den 
eigenen und des Bruders Feinden Schmach erfahren hat, ist in seinem 
jugendlichen Kopfe anschlägig genug geworden, um eine infame Intrigue 
auszusinnen. Zur Erklärung und Entschuldigung ist allerdings zu 
sagen, daß diesem nach dem Urteile des ganz wohlwollenden zeitgenös- 
sischen Chronisten bei feuriger Beanlagung sehr herrschgierigen jungen 
Prinzen auch noch die Mutter Vorschub leistete. Er wäre der im 
Purpur geborene, während ja Otto das Licht der Welt erblickt hatte, 
als der Vater wohl noch nicht daran dachte, die deutsche Königskrone 
zu tragen; er sei also der würdigere für solch ein hohes Amt. In 
den Geheimbund Eberhards und Heinrichs trat mit großem Vergnügen 
der Herzog Giselbert von Lothringen, der, wie immer die Lothringer 
dieser und der Folgezeit, aus den inneren Zwistigkeiten des ost= und 
westfränkischen Reiches für die eigene, bei der geographischen Lage doch 
im Grunde genommen ganz unmögliche politische Selbständigkeit Kapital 
zu schlagen bemüht war. Offenbar hatte auch Heinrich in Thüringen einen 
Anhang, der ihm für sein Unternehmen zu Gebote stand, denn er versam- 
melte in Saalfeld seine Parteigenossen, an einem Punkte, wo er mit Eber- 
hard leicht Fühlung nehmen konnte. Man gab ihm den Rat, sich nach 
Lothringen zu Giselbert zu begeben und von der Westgrenze des Reiches 
aus die Erhebung auch im Osten anzufachen. Wer erkenmt nicht in 
diesem Rate die politisch gereifteren Vertreter des thüringischen Adels, 
die wohl auf der einen Seite sich größere Selbständigkeit wünschten, 
anderseits aber viel zu großen Respekt vor des Königs Macht hatten, 
um eher loszuschlagen, als von anderer Seite her sicherer Erfolg ver- 
bürgt war. Dieser Erfolg sollte ausbleiben. Denn Otto, der sich 
nun sofort gegen den Lothringer wandte, besiegte dessen Heer bei 
Birthen am unteren Rhein, in der Gegend des aus dem Nibelungen- 
liede bekannten Tanten. Der Sieg erschien angesichts der feindlichen 
Übermacht den Zeitgenossen wie ein Wunder. In der Schlacht von 
Birthen zeichneten sich zwei thüringische Edle, Dedi und Wilhelm, 
durch ihr treues Festhalten an der Sache des Königs aus, und Dedi
	        
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