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Albrecht für Meißen ein großer Vorteil gewesen und hätte dem Hause
Wettin eine großartige Machtstellung in Deutschland geschaffen, ganz ab-
gesehen von der fortschreitenden Germanisierung dieses von den Deutschen
zuerst zu einem Kulturgebiet umgeschaffenen Landes. Bestärlt wurde
der Herzog in seinen Plänen durch seine vertrauten Räte von Köckeritz
und Hugold von Schleinitz. Zu ihnen trat aber ein Mann, der in
seiner idealen und rechtlichen Auffassung der Verhältnisse ein Schmuck
seiner Zeit war und dessen auf aufrichtiger Hochachkung für Albrecht
begründete böhmische Pläne für die verwandte Gesinnung des letzteren
beweisen. Es war dies der hochangesehene Rechtsgelehrte Gregor
von Heimburg, der zu Anfang des 15. Jahrhunderts zu Wirz-
burg geboren, seit 1431 in Nürnberg gelebt und dieser Stadt an dreißig
Jahre mit seinem geschickten und einsichtsvollen Rate gedient hatte. Auf
dem Konzil zu Basel that er sich als beredter und gewandter Verteidiger
der deutschen Kirche gegen die Anmaßungen der Kurie hervor, und
diese politische Stellung hat er Zeit seines Lebens beibehalten; dem
entspricht, daß er sich stets um die Hebung und Besserung der
sittlichen Zustände in der Kirche bemühte und somit gewissermaßen zu
den Reformatoren vor der Reformation gerechnet werden darf. Aus
seiner Nürnberger Stellung drängte ihn die Feindschaft der Päpste, die
er sich redlich verdient hatte. Er fand Unterkunft bei Georg Podiebrad,
den er in wirkungsvoller Weise beriet, nachdem dieser seit 1461 mit
der Kurie wieder zerfallen war. Dessen Tod beraubte ihn dieses Asyls
und nun setzte er seine persönlichen Hoffnungen weniger als seine poli-
tischen für Böhmen und für die Kirche auf den Mann, dessen ritterliche
Gesinnung und hochfliegende Denkungsweise ebenso bekannt waren, wie
daß er der Kurie gegenüber seine fürstliche Selbständigkeit zu wahren
gewußt hatte, auf Herzog Albrecht. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß
aus seiner Feder ein Schriftstück jener Zeit herrührt: „Ratschlag, wie
sich Herzog Albrecht auf dem Tage zu Prag halten soll.“ Er sollte
den Vornehmen mit Freundlichkeit begegnen und sie durch Versprechen
von Amtern an sein Interesse fesseln, betreffs der prager Kompaktaten
möge er sich den Rücken dadurch Rom gegenüber frei halten, daß er
nur als ein Laie, der von solchen Dingen nicht viel verstehe, auf
deren Bestätigung eingehen solle und unter dem Vorbehalt, daß sie
der römischen christlichen Kirche nicht widersprächen. — Ebenso wie