Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 752 — 
Albrecht für Meißen ein großer Vorteil gewesen und hätte dem Hause 
Wettin eine großartige Machtstellung in Deutschland geschaffen, ganz ab- 
gesehen von der fortschreitenden Germanisierung dieses von den Deutschen 
zuerst zu einem Kulturgebiet umgeschaffenen Landes. Bestärlt wurde 
der Herzog in seinen Plänen durch seine vertrauten Räte von Köckeritz 
und Hugold von Schleinitz. Zu ihnen trat aber ein Mann, der in 
seiner idealen und rechtlichen Auffassung der Verhältnisse ein Schmuck 
seiner Zeit war und dessen auf aufrichtiger Hochachkung für Albrecht 
begründete böhmische Pläne für die verwandte Gesinnung des letzteren 
beweisen. Es war dies der hochangesehene Rechtsgelehrte Gregor 
von Heimburg, der zu Anfang des 15. Jahrhunderts zu Wirz- 
burg geboren, seit 1431 in Nürnberg gelebt und dieser Stadt an dreißig 
Jahre mit seinem geschickten und einsichtsvollen Rate gedient hatte. Auf 
dem Konzil zu Basel that er sich als beredter und gewandter Verteidiger 
der deutschen Kirche gegen die Anmaßungen der Kurie hervor, und 
diese politische Stellung hat er Zeit seines Lebens beibehalten; dem 
entspricht, daß er sich stets um die Hebung und Besserung der 
sittlichen Zustände in der Kirche bemühte und somit gewissermaßen zu 
den Reformatoren vor der Reformation gerechnet werden darf. Aus 
seiner Nürnberger Stellung drängte ihn die Feindschaft der Päpste, die 
er sich redlich verdient hatte. Er fand Unterkunft bei Georg Podiebrad, 
den er in wirkungsvoller Weise beriet, nachdem dieser seit 1461 mit 
der Kurie wieder zerfallen war. Dessen Tod beraubte ihn dieses Asyls 
und nun setzte er seine persönlichen Hoffnungen weniger als seine poli- 
tischen für Böhmen und für die Kirche auf den Mann, dessen ritterliche 
Gesinnung und hochfliegende Denkungsweise ebenso bekannt waren, wie 
daß er der Kurie gegenüber seine fürstliche Selbständigkeit zu wahren 
gewußt hatte, auf Herzog Albrecht. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß 
aus seiner Feder ein Schriftstück jener Zeit herrührt: „Ratschlag, wie 
sich Herzog Albrecht auf dem Tage zu Prag halten soll.“ Er sollte 
den Vornehmen mit Freundlichkeit begegnen und sie durch Versprechen 
von Amtern an sein Interesse fesseln, betreffs der prager Kompaktaten 
möge er sich den Rücken dadurch Rom gegenüber frei halten, daß er 
nur als ein Laie, der von solchen Dingen nicht viel verstehe, auf 
deren Bestätigung eingehen solle und unter dem Vorbehalt, daß sie 
der römischen christlichen Kirche nicht widersprächen. — Ebenso wie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.