— 886 —
nur nach freiberger Bergrecht, wie überhaupt Freiberg die maßgebende
Instanz blieb und dort auch die Bergrechnungen der anderen Bergbau
treibenden Orte nachgeprüft wurden. Unter dem freiberger Oberberg-
hauptmann standen die Bergmeister zu Freiberg und Schneeberg, die
zugleich das Amt eines „Leihers", d. h. die Verleihung von Berg-
werk im Namen des Fürsten, zu besorgen hatten. Im Falle von
Streitigkeiten betreffs der Leihung sollte sich der Bergmeister mit den
Berggeschworenen und dem Bergvogte einigen. Unter dem Bergmeister
standen die Schichtmeister, die jenem und den Bergschöppen über die
Zubuße Rechnung ablegen mußten; die Nachprüfung besorgte dann
der Bergvogt. Die Schichtmeister führten auch die Aussicht über die
Bergknappen. Die Zehntner ferner überwachten die landesherrlichen
Einnahmen bei dem Berg= und Münzwesen und die Markscheider
endlich leiteten die Vermessungen nach den Regeln und Vorschristen
der bergmännischen Kunst.
Ehe Schneeberg in Ausschwung kam, ward noch an vielen anderen
Orten des Gebirges Bergbau getrieben; so sind Schlettau bei Anna-
berg, Geyer, Elterlein, das um 1392 von Geyer aus gegründete
Geyersdorf bei Annaberg, Ehrenfriedersdorf, wo man schon 1315 nach
Zinn grub, alte Bergorte. Durch schneeberger Bergleute aber wurden
am Anfang des 16. Jahrhunderts Platten und Gottesgabe angelegt
und in die unwirtlichen Waldgegenden im Südwesten unseres Vater-
landes, wo noch Bär und Wolf hausten, drangen Erz suchende Berg-
leute als Pioniere der Kultur. — Nach der alten Sage zeigte ein
Engel einem Bergmanne Daniel Knappe, der in der Nähe des Pöhl-
berges wohnte, im Traume ein Nest voll goldener Eier im Walde,
und als er nach dem Erwachen im Walde darnach suchte, erschien ihm der
Engel ein zweites Mal und führte ihn statt zu einem solchen kostbaren
Neste zu einer Stelle, an der er nach Silber schürfen sollte und nun auch
wirklich solches fand. Die Geschichte dagegen weiß nur von einem
armen Bergmann Kaspar Niezelt zu erzählen, der am 27. Olktober
1492 am Schreckenberge beim Schürfen auf einen starken Silbergang
stieß und ihn dann sich mit vier anderen Bergleuten übertragen ließ.
Die sogenante alte Fundgrube lieferte dann bereits 1496 im Quartal
Reminiscere 1980 Gulden Ausbeute, und der Gesamtertrag in den
ersten drei Jahren bezifferte sich auf 124 838 rheinische Gulden.