Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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seinem Hirtenhause aber in einer Truhe versteckt noch 481 Gulden 
und 12 Groschen. Den Rest hatte er entweder in leichtsinniger Weise 
verthan, wodurch er natürlich die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, 
oder, und das muß selbstverständlich der größte Teil der Summe 
gewesen sein, an gute Freunde verliehen, die es ihm zu gelegener 
Zeit zurückgeben sollten; es hat sich aber dann niemand von ihnen 
gemeldet. 
Furchtbare Erpressungen wurden von jeher von den pöpstlichen 
Gesandten, den Legaten und Nuntien, ausgeübt. Als sich ein solcher 
1371 in dem meißner Sprengel aufhielt, mußte der Bischof ihm außer 
der nötigen Reisezehrung für sich und sein Gefolge während seines 
siebemnwöchigen Aufenthalts täglich 15 Goldgulden zahlen, zu deren 
Aufbringung auch die Bischöfe von Merseburg und Brandenburg und 
der Erzbischof von Magdeburg herangezogen werden. Die von der 
Kurie verlangten Abgaben waren ferner 1382 so hoch, daß selbst die 
reichen Klöster zu Meißen, Altzelle, Buch und Chemnitz sich sieben 
Monate die Exkommunikation und Suspension ihrer Abte gefallen 
lassen mußten, weil sie die von der Kurie verlangten Summen nicht 
aufzubringen vermochten. 
In das Koapitel des Ablasses gehören auch die sogenannten Butter= 
briefe, wie sie zur Erbauung des meißner und insbesondere des freiberger 
Doms ausgegeben wurden. Der letztere war durch den Brand des 
Jahres 1482 in Asche gelegt worden, und nun wurden nicht nur allent- 
halben Almosen gesammelt, sondern es wurde von Papst Innocenz VIII. 
1491 ein Gnadenbrief erwirkt, worin derselbe zu dem erwähnten Zwecke 
zuließ, daß diejenigen, so jährlich den zwanzigsten Teil eines rheinischen 
Guldens zur Wiederaufführung der gedachten Kirche verehrten, die 
ganzen Fasten hindurch und alle Quatember und heiligen Abende 
Butter, Käse und Milchspeisen essen durften, und zwar sollte diese 
Gnade von 1491 an zwanzig Jahre lang gültig sein, der vierte Teil 
aber von den einkommenden Geldern nach Rom zur Verbesserung des 
St. Petri-Münsters geschickt werden. 
Diese Butterbriefe für Freiberg erregten aber Opposition in den 
geistlichen Kreisen selbst. Wohl mag es einerseits der ganz einfache 
Brotneid gewesen sein, der die Dominikaner= und Franziskanermönche 
im Oberkloster zu Freiberg gegen diese neue Einnahmequelle der Dom-
	        
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