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seinem Hirtenhause aber in einer Truhe versteckt noch 481 Gulden
und 12 Groschen. Den Rest hatte er entweder in leichtsinniger Weise
verthan, wodurch er natürlich die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte,
oder, und das muß selbstverständlich der größte Teil der Summe
gewesen sein, an gute Freunde verliehen, die es ihm zu gelegener
Zeit zurückgeben sollten; es hat sich aber dann niemand von ihnen
gemeldet.
Furchtbare Erpressungen wurden von jeher von den pöpstlichen
Gesandten, den Legaten und Nuntien, ausgeübt. Als sich ein solcher
1371 in dem meißner Sprengel aufhielt, mußte der Bischof ihm außer
der nötigen Reisezehrung für sich und sein Gefolge während seines
siebemnwöchigen Aufenthalts täglich 15 Goldgulden zahlen, zu deren
Aufbringung auch die Bischöfe von Merseburg und Brandenburg und
der Erzbischof von Magdeburg herangezogen werden. Die von der
Kurie verlangten Abgaben waren ferner 1382 so hoch, daß selbst die
reichen Klöster zu Meißen, Altzelle, Buch und Chemnitz sich sieben
Monate die Exkommunikation und Suspension ihrer Abte gefallen
lassen mußten, weil sie die von der Kurie verlangten Summen nicht
aufzubringen vermochten.
In das Koapitel des Ablasses gehören auch die sogenannten Butter=
briefe, wie sie zur Erbauung des meißner und insbesondere des freiberger
Doms ausgegeben wurden. Der letztere war durch den Brand des
Jahres 1482 in Asche gelegt worden, und nun wurden nicht nur allent-
halben Almosen gesammelt, sondern es wurde von Papst Innocenz VIII.
1491 ein Gnadenbrief erwirkt, worin derselbe zu dem erwähnten Zwecke
zuließ, daß diejenigen, so jährlich den zwanzigsten Teil eines rheinischen
Guldens zur Wiederaufführung der gedachten Kirche verehrten, die
ganzen Fasten hindurch und alle Quatember und heiligen Abende
Butter, Käse und Milchspeisen essen durften, und zwar sollte diese
Gnade von 1491 an zwanzig Jahre lang gültig sein, der vierte Teil
aber von den einkommenden Geldern nach Rom zur Verbesserung des
St. Petri-Münsters geschickt werden.
Diese Butterbriefe für Freiberg erregten aber Opposition in den
geistlichen Kreisen selbst. Wohl mag es einerseits der ganz einfache
Brotneid gewesen sein, der die Dominikaner= und Franziskanermönche
im Oberkloster zu Freiberg gegen diese neue Einnahmequelle der Dom-