Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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ich wüßte, daß mich Ew. Kurfürstlichen Gnaden schützen könnte und 
wollte, so wollte ich nicht kommen; dieser Sache kann kein Schwert 
raten oder helfen, Gott muß hier allein schaffen, ohne alles mensch- 
liche Zuthun. Darum, wer am meisten glaubt, der wird hier am 
meisten schützen!"! — — — 
Am 7. März kam Luther in Wittenberg an und predigte gegen 
die Zwickauer acht Tage lang hintereinander jeden Tag, warf ihnen vor, 
daß sie in so wichtiger Sache ihn nicht gefragt hätten, betonte vor allem 
die Gewissensfreiheit, der sie in ihrem fanatischen Wesen Abbruch gethan 
hätten. „Summa Summarum! Predigen will ichs, sagen will ichs, 
schreiben will ichs; aber zwingen, dringen mit Gewalt will ich niemand, 
denn der Glaube will willig, ungenötigt angezogen werden.“ Und in 
diesem Sinne hielt man es nun in Wittenberg; es wurde das Abend- 
mahl in alter Gestalt und auch in beiderlei Form erteilt, und während 
in der Pfarrkirche die Messe abgeschafft wurde, verblieben die Kanoniker 
an der Schloßkirche beim alten Kultus, ein Zustand freilich, der auf 
die Dauer unhaltbar war. Karlstadt aber verließ Wittenberg, um an 
anderem Orte, wie auch alsbald Münzer, als Apostel des Aufruhrs 
aufzutreten. 
Das Reichsregiment zu Nürnberg, wennschon es sich zu dem 
erwähnten Edikt gegen die Neuerungen verstanden hatte, that doch 
nichts, um das wormser Edikt gegen Luther zur Durchführung zu 
bringen. Es war geneigt, dem Edikt überhaupt wegen seiner Ent- 
stehungsweise die Gültigkeit abzusprechen, und in diesem Sinne sprach 
sich namentlich der kursächsische Vertreter aus. Gleichzeitig trat auf 
dem päpstlichen Stuhl ein Wechsel ein, der der Sache Luthers ent- 
schieden förderlich ward. An Stelle Leos X und seines ebenso lieder= 
lichen wie gewissenlosen Regiments trat das Papsttum des ernsten und 
sittenstrengen Hadrian VI., der Lehrer Kaiser Karls V. gewesen war, 
ein Holländer von Geburt, der letzte Germane, der auf dem pöpstlichen 
Stuhle gesessen hat (vom 9. Jannar 1522 bis 14. September 1523) 
Mit mönchischer Strenge suchte er die römische Kirche zu reformieren, 
selbst ein Vorbild einfachsten, ja asketischen Lebens; natürlich truf er 
überall auf erbitterten Widerstand. Seinen Legaten aber zu dem im 
November 1522 eröffneten Reichstag zu Nürnberg trug er auf, in 
offener Weise die Schüden der Kirche einzugestehen, aber ihre Besserung
	        
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