Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1101 — , 
eröffneten Reichstag zu Nürnberg die siegreichen Fürsten gegen das 
Reichsregiment, das sie der Begünstigung Sickingens beschuldigten, 
während Herzog Georg und der Bischof von Würzburg ihm die Be- 
günstigung der Ketzerei vorwarfen. Auch die Städte führten Klage 
über Eingriffe in ihre Freiheiten; der großartige Plan des Reichs- 
regiments, das ganze Reich mit einer Zollgrenze zu umgeben, wodurch 
jedenfalls der Handel der Städte nicht geschädigt, sondern eher gesicherr 
und gefördert worden wäre, hatte bei den Städten so böses Blut gemacht, 
daß sie sich Beschwerde führend sogar an den in Spanien abwesenden 
Kaiser wandten. Es erschien auf 
diesem Reichstage auch ein Legat des 
neuen Papstes Clemens VII., der Kar- 
dinal Campeggio, um wieder auf die 
Ausführung des wormser Ediktes zu 
dringen. Der Reichstag lehnte ab und 
vertröstete auf einen nach Speier zu 
berufenden Reichstag, wogegen die 
Kurie alsbald Verwahrung einlegte, 
und auf das zukünftige Konzil. Das 
war der letzte Erfolg des Reichsregi- 
ments. Sonst sah es sich von allen 
Seiten angefeindet und angegriffen, 
und es erwies sich hierbei so recht die 
politische Kurzsichtigkeit der Deutschen. 
Denn woran arbeiteten sie anders als an einer Zerstörung des 
dem fremdländischen Habsburger gegenüber namentlich nunmehr höchst 
notwendigen Gegengewichts, als welches das Reichsregiment schon zu 
Zeiten Maximilians gegründet worden war? Niemand empfand das 
schmerzlicher als der eigentliche Gründer dieser Einrichtung, Friedrich 
der Weise. Er verließ schon am 26. Februar 1524 Nürnberg, sich 
übrigens auch krank und schwach fühlend. Auch hier sah er manches 
zusammenbrechen, woran er aufbauend sein Herz gehängt hatte. Der 
Reichstag beschloß nun unter freudiger Zustimmung des keiserlichen 
Bevollmächtigten, des Rates Johann Hannart, daß das Reichsregi- 
ment zwar nicht aufgelöst, aber nach Eßlingen in Schwaben verlegt 
werden sollte, wo es ganz unter die Oberaufsicht des Habsburg 
  
  
  
  
  
Franz von Sickingen. 
(Nach Weisser, Bilderatlas.)
	        
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