Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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sich doch ja mit den dort versammelt gewesenen Fürsten zu vereinbaren. 
Drohend ließ sich zu Torgau eines Tages der Kanzler Herzog Georgs 
vernehmen: man möge wohl zusehen, was man thue, die lutherische 
Sache werde nicht lange Bestand haben. 
Angesichts dieser Wendung kamen der Kurfürst und der Landgraf 
Ende Februar 1526 zu Gotha persönlich überein, einander mit allen 
Kräften beizustehen, wenn einer von ihnen wegen des göttlichen 
Wortes oder wegen der Abschaffung der Mißbräuche angegriffen 
würde. Diese Vereinbarung ward schriftlich niedergelegt und dann am 
4. Mai vom Kurfürsten zu Torgau unterzeichnet; sie führt darnach 
den Namen des torgauer Bundes. Ihm schlossen sich zu Magdeburg, 
wohin sie der Kurfürst geladen hatte, am 12. Juni an die Herzöge 
Philipp, Otto, Ernst und Franz von Braunschweig-Lüneburg und 
Grubenhagen, Heinrich von Mecklenburg, Fürst Wolf von Anhalt, 
Graf Gebhard und Albrecht von Mansfeld. Auch der Stadt Magde- 
burg, die im wesentlichen schon evangelisch geworden war, vergönnte 
man Aufnahme in den Bund, obgleich sie nicht wie die Fürsten und 
Herren reichsunmittelbar war, sondern bekanntlich in der Botmäßigkeit 
des Erzbischofs Albrecht stand. Der ehemalige Hochmeister von Preußen, 
nunmehrige Herzog Albrecht, der, wie schon erwähnt wurde, im 
April 1525 zu Luther übergetreten war, schloß besonders mit dem 
Kurfürsten am 14. Juni ab. Der Bund stand auf unbedingte gegen- 
seitige Hilfeleistung und setzte auch die Stärke der wechselseitigen Hilfs- 
truppen fest. Luther und die anderen wittenberger Theologen waren 
mit diesem Schritte nicht einverstanden. Wie schon oft bemerkt, ging 
Luthern politisches Verständnis ab; noch immer meinte er, daß die 
Sache Gottes sich nur durch das Wort, nicht durch das Schwert 
ihren Sieg bahnen müsse und daß das Weltliche von dem Geistlichen 
unbedingt zu scheiden sei. Glücklicherweise ließ sich Kurfürst Johann 
nicht durch solche Bedenken irre machen. Er und die anderen evan- 
gelischen Fürsten, namentlich der durch seine Gelehrsamkeit selbst Bischöfe 
aus dem Felde schlagende Philipp von Hessen zeigten infolge des ge- 
wonnenen Rückhaltes auf dem Reichstage zu Speier eine imponierend 
feste Haltung. Auch das äußere Auftreten des Kurfürsten mußte Eindruck 
machen. Er kam mit 700 Pferden, hielt offen und prächtig Haus, und 
sowohl er als der Landgraf hatten ihre Leute angewiesen, weil man sich
	        
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