— 1168 —
schmalkaldischen Bundes ihre Aufgabe recht zu lösen wußten. Da
mittlerweile auch zu Brandenburg die Reformation durch Joachim II.
eingeführt worden war — im küstriner Lande hatte Johann von Küstrin,
des Kurfürsten Bruder, das schon vorher gethan —, so sah sich der
Kaiser doch genötigt, den „friedlichen Anstand“ einstweilen gelten zu
lassen. Religionsgespräche, die im April 1540 zu Hagenau begonnen,
dann zu Worms und Regensburg bis 1541 fortgesetzt wurden, hatten
natürlich nicht den mindesten Erfolg, wie vorauszusehen war. Zwar
wurde von päpstlicher Seite das Menschenmögliche geleistet und ein
Vertragsentwurf festgestellt, der eine Einigung der Kirchen erwirken
sollte; aber Luther verweigerte seine Anerkennung, und damit war das
Einigungswerk unmöglich gemacht, das an sich wohl kaum von den
beteiligten Parteien ernstlich gewünscht worden war. Der Keiser aber
sah sich genötigt, nicht nur den nürnberger Frieden zu erneuern bis
zu einem allgemeinen oder einem nationalen, aber jedenfalls in Deutsch-
land abzuhaltenden Konzile, oder, falls beide nicht in anderthalb Jahren
zu stande kämen, bis zu der Entscheidung eines Reichstags. Alle gegen
die Protestanten anhängig gemachten Prozesse und schon ergangenen
Urteile sollten eben bis dahin aufgeschoben sein. Und doch versagten
die Protestanten beharrlich ihre Türkenhilfe, bis am 29. Juli 1541
ihnen der Kaiser eine wenn auch geheim zu haltende schriftliche Della-
ration bewilligte, welche den Schutz des geistlichen Besitztums auf sie
ausdehnte und die ausschließliche Besetzung des Reichskammergerichts
mit katholischen Räten und den augsburger Schluß wegen des Kirchen-
gutes völlig aufhob. Allerdings trat am selben Tage der Kaiser dem
„heiligen Bunde“ bei.
Man kann diesen regensburger Reichstag als den Höhepunkt des
schmalkaldischen Bundes bezeichnen. Denn schon begann die Saat der
Zwietracht aufzuschießen, und die staatskluge Politik Karls V. und
seines Ministers, des älteren Granvella, fanden bald die Punkte, wo
sie ihre Hebel einsetzen konnten. Dem Kaiser lag sehr viel an der
Niederwerfung Jülichs, das ungeachtet kaiserlicher Mandate doch fort-
fuhr, zu evangelisieren, und eine Stütze am schmalkaldischen Bunde fand.
Zunächst gewann der Kaiser Joachim von Brandenburg, der ja aller-
dings nicht zum Bunde gehörte, aber gegebenen Falles doch wohl für
das Evangelium mit eingetreten wäre, durch die Bestätigung seiner