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auf reichlichen Widerstand zu stoßen. Am 9. Dezember erschienen die
Einberufungsschreiben zu dem Konzil, das auf den 1. November 1414
und zwar zu Konstanz anberaumt wurde. Und so kamen nach der
kleinen Bodenseestadt, die auf diese Weise eine Zeitlang der Mittel-
punkt der Christenheit wurde, von allen Seiten sowohl die höchsten
Würdenträger der Kirche als auch die höchsten weltlichen Beamten,
vor allem des Reichs, und die Zierden der Universitäten zusammen.
Der Konstanzer Bürger Ulrich von Richenthal, der im Auftrage des
Rates seiner Stadt ein Verzeichnis der ankommenden Fremden führte,
zählte als anwesend auf: 5 Patriarchen, 33 Kardinäle, 47 Erzbischöfe,
145 Bischöfe, 93 Weihbischöfe, über 500 sonstige geistliche Fürsten,
dazu die Vertreter sämtlicher Universitäten, ferner 39 Herzöge, 32 ge-
fürstete Herren und Grafen, 141 Grafen und Freiherren mit 1500
Rittern und insgesamt 20 000 Edelknappen. Dazu kamen nun noch
Gaukler und allerlei fahrendes Volk und liederliche Dirnen in großer
Anzahl, so daß zu Zeiten 72 000 Menschen vorhanden gewesen sein
sollen. Natürlich mußten sie meist außerhalb der Stadt in Baracken
und Zelten untergebracht werden.
Am 28. Oktober 1414 langte Johann XX III. in Konstanz an,
von der unangenehmen Ahnung gepeinigt, daß er in eine Falle geraten
sei, in der man Füchse fange. Am 3. November kam Hus, den König
Sigismund unter Zusicherung freien Geleites im Einverständnis mit
Wenzel dahin berufen hatte. In der Weihnachtsnacht traf König
Sigismund mit glänzendem Gefolge ein. Es ist unbegreiflich, warum
Sigismund die Eröffnung des Konzils versäumte und sie dem wider-
willigen Papste überließ, der alle Hebel in Bewegung setzte, um die
Versammlung zu sprengen. Die Aufgaben, die dem Konzil vorlagen,
sind bekanntlich nur teilweise und unvollkommen gelöst worden. Am
29. Mai 1415 wurde Johann XXIII. seiner Würde entsetzt, am
4. Juli entsagte Gregor XII. freiwillig, der hartnäckige Benedikt XIII.
teilte am 26. Juli 1417 das Schicksal Johanns, am 11. November
1417 wählte man den Kardinal Otto Colonna zum Papst; er
nannte sich Martin V. Noch Johann begann den Prozeß Hussens,
indem er ihn am 28. November 1414, in Abwesenheit Sigismunds
und entgegen dessen Geleit, gefangen setzen ließ. Die Entrüstung
des Kaisers änderte an der Sache nichts; um die Konzilsväter