Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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die Ersprießlichkeit von Heilquellen zu würdigen. Ihm verdankt 
das Wiesenbad bei Annaberg die ihm gebührende Beachtung, in- 
dem er durch den Bergwerksverwalter Martin Planer die Quelle 
fassen und in Röhren leiten ließ. Auch das Warmbad bei Wolken- 
stein erfreute sich gleicher Fürsorge. 
Von den kuriosen Heilmitteln, die den Patienten zugemutet 
wurden, geben u. a. die vielfach vorhandenen Verzeichnisse der 
Apotheken ein Bild. Teils hatte sie krasser Aberglaube, teils 
Alchimie und Astrologie diktiert, mit Hilfe deren die geheimnis- 
vollen Beziehungen zwischen Natur und Mensch aufgedeckt wur- 
den. Was mag z. B. die Geheimtheorie der Mittel gewesen 
sein, die Dr. Paul Luther laut einem Schreiben an die Kurfürstin 
für deren am 8. Juli 1571 geborenen Sohn Adolf in petto 
hatte: „er wolle ihm die Säcklein aus Löwenmist, Turteltauben- 
und Riekenmist selbst fertigen; es sei gut, ihm in den Brei ein- 
zumischen die Küchlein manus Christi mit dem frischen Anisöl 
auch solle er bekommen Infusion der Lindenblüte, Hintlaufwur- 
zeln, litthauischen frischen Honig.“ Trotz dieser ausgezeichneten 
Mittel wurde der Prinz nicht am Leben erhalten. 
Wie der Kurfürst August für diese Dinge große Anteilnahme 
zeigte, so auch die Kurfürstin Anna, deren selbstgebraute Medi- 
zinen in weiten Kreisen begehrt waren. Mit demselben Fleiße, 
den sic auf das Sammeln von Kochrezepten verwandte, tat sie 
sich nach Rezepten für gute Arzneien um, gleichviel ob diese 
von hochgelehrten Arzten oder von einfachen Leuten aus dem 
Volke stammten. Nach ihrem Tode fand man zehn solche Arznei- 
bücher, die sie teils selbst angelegt, teils von gleichermaßen tätigen 
Damen übernommen hatte, wie von der alten ebenfalls immer heil- 
lustigen Gräfin Dorothea von Mansfeld oder der alten von Watz- 
dorf. Die Kurfürstin wußte eine Menge Wässer, Salben und 
Pulver zu bereiten gegen Schlagflüssigkeit, Muskelschwund, Ge- 
schwulst, Gelbsucht, Bruchschaden us. Eine Hauptstelle in ihrer 
medizinischen Praxis nahmen ihre Aquovite, ihre Lebenselixiere 
ein, die so ziemlich wider alle Gebrechen halfen. In die Ge- 
beimnisse ihrer Kunst weihte sie nur ihre Tochter, die an Jo- 
hann Casimir von der Pfalz verheiratete Elisabeth, ein. Um
	        
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