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Kurfürst war mit dem Vorgehen seines Feldherrn mit Rücksicht
auf den Kaiser zwar wenig zufrieden, begab sich aber nach der
Kapitulation von Prag dorthin, wo er jedoch nicht auf dem
Hradschin in dem kaiserlichen Schlosse, sondern in der Stadt in
dem Lichtensteinschen Palast Wohnung nahm. Die Emigranten,
die nun in hellen Haufen nach Prag kamen, suchten sich, und
zwar angeblich im Namen und Auftrag seiner kurfürstlichen Durch-
laucht, ihrer Güter wieder zu bemächtigen, was ihnen auch bei
einigen Wallenstein gehörigen gelang. Dieser Umstand und ein
ihn kompromittierender Brief Thurns, der den Keiserlichen in
die Hände gefallen war, veranlaßte Wallenstein, dem Gedanken
einer Wiederübernahme des Oberbefehls etwas näher zu treten.
Er gab davon Arnim Kenntnis, der in einer solchen Tat Wallen-
steins das Schicksal der sächsischen Armee besiegelt sah. Er drang
darum beim Kurfürsten auf Verstärkung der Armee und auf
Geld, erlangte es aber nur durch die Drohung, seine Entlassung
nehmen zu wollen. Nachdem er am 27. Nov./7. Dez. 1631 bei
Nimburg den aus Schlesien nach Böhmen vordringenden Tiefen-
bach zurückgeschlagen, nahm er Urlaub, das Kommando von Prag
an Lorenz von Hofkirchen überlassend. Mitte Dezember kehrte
auch der Kurfürst nach Dresden zurück.
Naturgemäß dachte man in jener Zeit allenthalben im Reiche
an die Wiederherstellung des Friedens. Als einen sehr betrieb-
samen Agenten für denselben, aber auch als einen von recht frag-
würdiger Gesinnung zeigte sich seit dem September 1631 der
schon oft genannte Landgraf Georg von Hessen-Darmstadt, der
übrigens des Kurfürsten Johann Georg Schwiegersohn war;
„des heiligen römischen Reiches Friedensstifter“ nannte ihn Gustav
Adolf spöttisch. Auf einen andern Friedensstifter spielte, ohne
ihn direkt zu nennen, Gustav Adolf gegen den kursächsischen
Gesandten Kurt von Einsiedel, der wegen der Bildung eines
Friedenskonventes mit ihm verhandeln sollte, zu Frankfurt in
der zweiten Woche des Februar 1632 an, nämlich auf den
Feldmarschall Johann Georg von Arnim. Denn dieser hatte
am 18. Januar 1632 ohne Vorwissen des Schwedenkönigs oder
seines Dresdener Residenten Nicolai zu Aussig mit Trzka als