— 26 —
Im kaiserlichen Lager lernte Moritz auch den vertriebenen
Herzog Heinrich von Braunschweig kennen. Der Kaiser hatte
Moritz eine Vermittlerrolle zugedacht: er sollte die Schmal-
kaldener veranlassen, dem Herzog bis zum nächsten Reichs-
tage sein Land wiederzugeben und bis dahin alle Streitig=
keiten ruhen zu lassen. So wenig Aussicht diese Mission
hatte, und obwohl auch die Gefahr vorlag, hierbei sich mit
den Schmalkaldenern zu überwerfen, was der Kaiser wahrschein-
lich im stillen hoffte, nahm Moritz doch an und reiste Ende Novem-
ber 1543 aus dem kaiserlichen Lager zu Valenciennes nach Deutsch-
land. Anfang Dezember war er bei seinem Schwiegervater, der
natürlich nicht entfernt an eine Herausgabe des Landes dachte,
wohl aber die Gelegenheit benutzte, den Eidam über den realen
Wert der kaiserlichen Gunst aufzuklären. Auf gleichen Standpunkt
stellte sich der Kurfürst Johann Friedrich. Beide schrieben in
diesem Sinne am 1. Januar 1544 an Moritz, der am 12. Januar
an den Kaiser berichtete und dann von diesem ein sehr höfliches
Dankschreiben für seine, wenn auch vergeblichen Bemühungen
erhielt.
In diesen ersten Jahren der Regierung Moritzens kamen auch
zwei wichtige innere Fragen zur Entscheidung, die Einziehung
des geistlichen Vermögens und die Weiterführung der Reformation.
Betreffs des Kirchengutes betonten die zum Landtag Ende Dezember
1541 versammelten Herren, daß man unterscheiden müsse zwischen
den geistlichen Stiftungen und den Klostergütern. Da erstere
meistens aus Aufwendungen adliger Familien entstanden seien,
so sollten sie der Ritterschaft überlassen bleiben. Ferner war der
Landtag, da man nicht an den dauernden Bestand der Verhält-
nisse glaubte, nicht für den Verkauf der Klostergüter, wie
der Herzog ihn unter recht günstigen Bedingungen in Vor-
schlag gebracht hatte, sondern für Verpachtung. Herzog Moritz
entsprach in beiden Punkten den Beschlüssen der Land-
schaft, jedoch so, daß er die Pachtverträge nur auf drei Jahre
und widerruflich ausstellen ließ. Schon am 20. März 1542
berief Moritz den Ausschuß wieder nach Dresden und erklärte,
daß er das Pachtsystem aufgeben und die eingezogenen Güter durch