Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Im kaiserlichen Lager lernte Moritz auch den vertriebenen 
Herzog Heinrich von Braunschweig kennen. Der Kaiser hatte 
Moritz eine Vermittlerrolle zugedacht: er sollte die Schmal- 
kaldener veranlassen, dem Herzog bis zum nächsten Reichs- 
tage sein Land wiederzugeben und bis dahin alle Streitig= 
keiten ruhen zu lassen. So wenig Aussicht diese Mission 
hatte, und obwohl auch die Gefahr vorlag, hierbei sich mit 
den Schmalkaldenern zu überwerfen, was der Kaiser wahrschein- 
lich im stillen hoffte, nahm Moritz doch an und reiste Ende Novem- 
ber 1543 aus dem kaiserlichen Lager zu Valenciennes nach Deutsch- 
land. Anfang Dezember war er bei seinem Schwiegervater, der 
natürlich nicht entfernt an eine Herausgabe des Landes dachte, 
wohl aber die Gelegenheit benutzte, den Eidam über den realen 
Wert der kaiserlichen Gunst aufzuklären. Auf gleichen Standpunkt 
stellte sich der Kurfürst Johann Friedrich. Beide schrieben in 
diesem Sinne am 1. Januar 1544 an Moritz, der am 12. Januar 
an den Kaiser berichtete und dann von diesem ein sehr höfliches 
Dankschreiben für seine, wenn auch vergeblichen Bemühungen 
erhielt. 
In diesen ersten Jahren der Regierung Moritzens kamen auch 
zwei wichtige innere Fragen zur Entscheidung, die Einziehung 
des geistlichen Vermögens und die Weiterführung der Reformation. 
Betreffs des Kirchengutes betonten die zum Landtag Ende Dezember 
1541 versammelten Herren, daß man unterscheiden müsse zwischen 
den geistlichen Stiftungen und den Klostergütern. Da erstere 
meistens aus Aufwendungen adliger Familien entstanden seien, 
so sollten sie der Ritterschaft überlassen bleiben. Ferner war der 
Landtag, da man nicht an den dauernden Bestand der Verhält- 
nisse glaubte, nicht für den Verkauf der Klostergüter, wie 
der Herzog ihn unter recht günstigen Bedingungen in Vor- 
schlag gebracht hatte, sondern für Verpachtung. Herzog Moritz 
entsprach in beiden Punkten den Beschlüssen der Land- 
schaft, jedoch so, daß er die Pachtverträge nur auf drei Jahre 
und widerruflich ausstellen ließ. Schon am 20. März 1542 
berief Moritz den Ausschuß wieder nach Dresden und erklärte, 
daß er das Pachtsystem aufgeben und die eingezogenen Güter durch
	        
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