Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 358 — 
die Geheime Kriegskanzlei als oberste Militärbehörde trat. Die 
Mannschaften wurden nach den Bestimmungen von 1682 an— 
geworben. Sie verordneten, daß sich die Werbungen vorzugsweise 
auf „lediges, dienstloses und müßiges Volk, so ohnedem keinen 
Bewerb hat und sich kümmerlich behelfen muß“, erstrecken sollte. 
Obwohl nun auch für solche Leute eine Werbepflicht nicht be- 
stand, so wurde es damit in der Praxis nicht so genau genom- 
men, auch wohl im Notfalle auf ledige Handwerker und Land- 
arbeiter übergegriffen, so daß die Werber, die zudem völlig außer- 
halb der Kompetenz der Zivilbehörden standen, eine wirkliche 
Landplage wurden. — Der von dem Schulmanne Johann 
Georg Pascha 1674 zunächst den Oberlausitzer Ständen vor- 
gelegte Plan einer militärischen Erziehungsanstalt für junge Edel- 
leute, wurde erst 1692 mit Hilfe eines von den Ständen be- 
willigten Betrags von 25000 Gulden verwirklicht. 
Übrigens stellte Johann Georg III. in erträglicherer und 
doch nicht wirksamerer Form das Defensionswesen wieder her. 
Nun sollten die Defensioner durch das Los auserlesen werden 
und als Altersgrenzen wurden 1689 das 20. und das 45. Lebeus- 
jahr festgesetzt; zugleich wurde der Defensioner von jedwedem 
Frondienste befreit, sein Feld sollte, wenn es nicht größer als 
eine halbe Hufe sei, von den Nachbarn frei bis auf den Samen 
bestellt werden. Um dieselbe Zeit wurde zu Regensburg durch 
die neue Reichskriegsverfassung bestimmt, daß für das Reichsheer von 
40000 Mann im Friedensstande Sachsen als Simplum, d. h. als ein- 
fache Grundleistung 452 Mann zu Pferd und 925 Mann zu Fuß 
zu stellen hatte, die nach Bedarf auf das Duplum usw. vermehrt 
werden konnten. 
Die fortdauernden Übergriffe Ludwigs XIV. empörten auch 
Kurfürst Johann Georg III., der bei Sinzheim (s. o S. 348) am 
16. Juni 1674 selbst tapfer gegen die Franzosen gefochten hatte. 
Gern verständigte er sich deshalb im April 1681 zu Finsterwalde 
mit dem schon lange wieder zur nationalen Politik zurückgekehrten 
brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm zunächst zu einem 
Defensivbündnis. Als aber Ludwig XIV. mitten im Frieden im 
September 1681 Straßburg wegnahm, da flammte der patriotische
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.