Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Joseph zum römischen König. Die Wahl Josephs irgend zu 
beanstanden, war die politische Lage zu ungünstig, und so konnte 
der Kaiser zu keiner Gegenleistung veranlaßt werden, namentlich 
nicht hinsichtlich der ungarischen Protestanten. 
Trotzdem stand Kurfürst Johann Georg auch 1690 und 1691 
wieder mit 12000 Mann und dem Regiment Kurprinz für den 
Kaiser im Felde, der ihm eine besondere Ehre dadurch zuteil 
werden ließ, daß er ihm nach dem am 18. April 1690 erfolgten 
Tode Karls (IV.) von Lothringen das Kommando über die Reichs- 
armee übertrug. Ein ermüdendes Hin= und Herziehen am oberen 
und mittleren Rhein bildete, nachdem auch das Jahr 1690 wenig 
rühmlich verlaufen war, die Signatur der Reichsarmeekampagne 
von 1691. Die Unannehmlichkeit der Lage wurde noch vermehrt 
durch immer heftiger werdende Reibereien des seit dem Früh- 
jahr 1691 aus brandenburgischen in kursächsische Dienste über- 
getretenen Feldmarschalls Hans Adam von Schöning (geb. 1. Okt. 
1641 zu Tamsel bei Küstrin) mit dem kaiserlichen Obergeneral 
Caprara, Reibereien, die ihren Grund in der dem Osterreicher 
ungewohnten energischen Geltendmachung der sächsischen Forde- 
rungen hatten. Übrigens wurde unter seiner und des Kurfürsten 
Leitung unter den Augen der Franzosen die einzige glänzende 
Waffentat der Reichsarmee, der Übergang über den Rhein bei 
Sondhofen vollbracht. Leider sollte dies die letzte Waffentat des 
kampfesfreudigen Kurfürsten sein. Sein kränklicher Zustand hatte 
schon im Vorjahre seine Arzte besorgt gemacht und sie in diesem 
Jahre den Kurfürsten dringend vor einer erneuten persönlichen 
Teilnahme am Feldzuge warnen lassen. Nun ergriff sein Heer 
auch noch eine Seuche, der der Körper des Kurfürsten nicht mehr 
die nötige Widerstandsfähigkeit entgegenstellen konnte. So starb 
er am 22. Sept. n. St. 1691 zu Tübingen, wohin er sich als 
schon todkranker Mann hatte bringen lassen. Er zählte erst 
45 Jahre. · 
Außer den erwähnten Mißhelligkeiten hatte der lauenburgisce 
Erbfolgestreit die letzten Lebensjahre des Kurfürsten mit Acher 
erfüllt. Sowohl Friedrich dem Weisen als seinem Bruder Jo- 
hann war im Falle des Aussterbens der lauenburgischen Askanier
	        
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