Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 390 — 
deutscher Jesuit, der sich längere Zeit in Dresden aufgehalten 
hatte, an Johann Georg II. Neigungen für die katholische Kirche 
konstatieren und die Sendung eines geschickten Agenten anraten, der 
dort den Boden weiter bearbeite. Von dem 1691 vollzogenen 
Übertritt des Herzogs Christian August von Sachsen-Zeitz ist ja schon 
die Rede gewesen. Überhaupt zeitigte lüderliche Charakterlosig= 
keit oder politische Rücksichtnahme in jener Periode eine Reihe 
von fürstlichen Konversionen. So hatte 1651 Herzog Johann 
Friedrich von Braunschweig, so 1663 Herzog Christian von Mecklen- 
burg-Schwerin diesen Schritt getan; die Herzöge Roderich und 
Ulrich von Württemberg, Herzog Julius Heinrich von Lauen- 
burg gehören ebenfalls in diese Gesellschaft. — Auch bei Friedrich 
August dürfte nichts anderes für seinen Übertritt zur katholischen 
Kirche maßgeblich gewesen sein, als seine polnischen Pläne; jeden- 
falls haben wir keine inneren Kämpfe und keine tiefinnerliche 
Wandlung bei ihm vorauszusetzen. Völlig zutreffend dürfte in 
dieser Hinsicht die Außerung eines jüngeren Zeitgenossen des 
Kurfürsten, des Herrn von Loen sein, der 1749 in seinen kleinen 
Schriften urteilte: „August, sagt man, habe die Religion ver- 
ändert. Ich würde es zugeben, wenn ich gewiß wüßte, daß er 
zuvor eine gehabt hätte. Es ist bekannt, daß er von Jugend 
auf ein kleiner Freigeist war, der nichts mehr glaubte, als was 
viele unserer Fürstenkinder insgemein zu glauben pflegen: näm- 
lich, daß ein Gott im Himmel sei, sie aber als Fürsten auf 
Erden tun könnten, was sie wollten. August hatte demnach, als 
er zu der römischen Kirche überging, eigentlich noch keine Reli- 
gion; man kann also nicht von ihm sagen, daß er die seinige ver- 
ändert hätte; er nahm nur zum Schein eine an.“ 
Das polnische Reichsgrundgesetz besagte: „daß zu ewigen 
Zeiten kein anderer, als welcher der römisch-katholischen Kirche 
zugetan sei, zu einem König von Polen erwählt werden solle“. 
So trat Friedrich August zur römisch-katholischen Kirche über. 
In der kaiserlichen Hofkapelle zu Baden bei Wien empfing am 
1. Juni 1697 des Kurfürsten Vetter, Christian August von Sachsen- 
Zeitz, damals Bischof von Raab, das katholische Glaubensbekennt- 
nis des Kurfürsten und stellte darüber eine Bescheinigung aus, die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.