— 393 —
Schwierigkeit, daß man dem Herkommen gemäß erst die Bestattung
des toten Königs vornehmen mußte, dessen Leichnam sich aber
in den Händen der Contischen Partei zu Warschau befand. So-
mit mußte es ein leerer Sarg tun, den man auf den Katafalk setzte
und am 13. Sept. mit allen einem toten Könige gebührenden
Ehren in die Königsgruft senkte. Ferner hatten die acht sog.
Kronwächter geschworen, die Schlüssel zu der Kapelle nicht aus-
zuliefern, in der die Kronjuwelen aufbewahrt wurden. Aber sie
hatten, wie man sie mit klingenden Gründen zu überzeugen wußte,
nicht geschworen, keine Wand einschlagen und durch das Loch
die Reichskleinodien nicht fortschaffen zu lassen. So konnte am
15. Sept. die Krönung vor sich gehen, die der Bischof von Ku-
javien übernahm. Das von Friedrich August selbst erfundene
Krönungskleid verband altrömisches Kostüm mit deutscher Ritter-
tracht und polnischer Nationalkleidung. Auf dem Haupte trug
er die polnische Mütze mit der Reiherfeder, die Brust war mit
einem stark vergoldeten Harnisch bedeckt, die Schultern mit einem
blausamtnen, goldgestickten und mit Hermelin ausgeschlagenen
Mantel, über den Beinkleidern trug er das römische Feldherrn-
unterkleid, an den Füßen Sandalen; den Mantel schloß eine
von größten Edelsteinen gebildete Spange, wie auch sonst das
ganze Kostüm mit solchen reich besetzt war. Der gewaltigen Last
dieser Gewandung war auch die Stärke des Mannes nicht gewachsen,
dem man das Zerbrechen von Hufeisen und das Aufrollen von
Zinntellern nachrühmte. Schon hatte er die stundenlangen Li-
taneien und Gebete, Kniebeugungen und Salbungen glücklich über-
standen, als er, während ihm das katholische Bekenntnis noch-
mals zur Unterschrift und Beschwörung vorgehalten wurde, ohn-
mächtig zusammenbrach. Man mußte ihm den Panzer lüften
und einen Trunk Ungarwein reichen, um ihn wieder zu sich zu
bringen. Dann wurde ihm als König August II. die Krone auf-
gesetzt und nach beendeter Feier Tafel nach dem Zeremoniell der
deutschen Kaiserkrönung zu Frankfurt gehalten.
Der französischen Partei kam endlich ihr Oberhaupt perfön-
lich aus Frankreich zur See in den letzten Tagen des September
nach Danzig. Die Stadt verweigerte ihm den Eintritt; eine zu