Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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fizieren“. — Wenn daher schon die Zeitgenossen urteilten, daß 
Pfingsten und Imhoff als Sündenböcke gedient hätten, so wird 
man sich heute ebensowenig dieser Beurteilung des Falles ent— 
ziehen können. — — — 
Es ist jedoch noch einiges aus der Zeit der Besetzung Sachsens 
durch die Schweden nachzuholen. Am 2. Okt. 1706 stellte König 
Karl den zu Leipzig versammelten Ständen seine Forderungen, 
nachdem er sich genau über die Steuerkraft des Landes unter- 
richtet hatte. Er verlangte monatlich eine Barzahlung von 625000 
Talern, oder, wenn die nötige Furage geliefert werde, nur eine 
halbe Million; darüber ward aber auch noch die ganze Ver- 
pflegung der Soldaten von den Quartiergebern verlangt. Als 
der fast nur aus Adligen bestehende Landtagsausschuß untertänigst 
bemerkte, daß der Adel in Sachsen herkömmlicherweise von der- 
gleichen Lasten befreit sei, da er außer den Ritterpferden nichts zu 
leisten habe, herrschte der König die Herren an: „Wo sind Eure 
Ritterpferde? Hätte die Ritterschaft ihre Schuldigkeit getan, so 
wär' ich nicht hier! Wenn es bei Hofe zu schmausen gibt, da fehlt 
von den Rittern keiner, allein wenn es fürs Vaterland gilt, da 
bleiben sie alle fein still zu Haus“ uff. Karl nahm, da so die 
Verhandlungen nicht fortrückten, die Verteilung der Lasten selbst 
in die Hand. Um Einzelheiten zu übergehen, mag nur ge- 
sagt sein, daß die Gesamtkosten dieser ein Jahr dauernden Be- 
satzung für das schon durch das polnische Abenteuer stark mit- 
genommene Land nach Augusts eigener Angabe 23 Mill. Taler 
betrug. Viele Leute im Lande, wie es in dem Berichte der Stände 
heißt, verfielen in Melancholie, in Desperation und legten Hand 
an sich, daman ihnen Vieh und Hausrat unbarmherzig wegnähme 
und an die sich einschleichenden Juden um halbes Geld verkaufte. 
Trotz dieses allenthalben zutage tretenden Elendes betrieb König 
August nach wie vor seine glänzenden Feste, Jagden, „Wirt- 
schaften“, deren Mittelpunkt die auf sein Betreiben vom Kaiser Anfang 
1706 zur Reichsgräfin Cossell erhobene Frau von Hoym bildete.) 
*) Sie selbst und ihre Kinder schrieben sich „Cossell“; in amtlichen Aktenstücken 
wird meist „Cossel“ geschrieben. Es ist kaum zweifelhaft, daß die Herrschaft Kofel 
in Schlesien, die die Gräfin jedoch nie besessen, die Unterlage des Titels gegeben hat.
	        
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