Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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stian Friedrich Böttcher aus Schleiz (geb. 1686) auf eine Er- 
findung geriet, die mehr als Gold wert war. Nachdem er in 
Berlin den König Friedrich I. beschwindelt hatte, nahm er seine 
Zuflucht nach Sachsen. König August verweigerte seine Aus- 
lieferung und ließ ihn unter der Leitung des sächsischen Physikers 
Ehrenfried Walther Grafen von Tschirnhausen (1651/1708) 
experimentieren, der mehrere Glashütten besaß und auch eine dem 
chinesischen Porzellan ähnliche, aber noch zu glasige Masse er- 
funden hatte. In dieser Richtung mögen sich die Versuche bewegt 
haben, die Böttcher im Fürstenbergischen Hause zu Dresden vor- 
nahm und die ihn im Jahre 1704 das rote Porzellan entdecken 
ließen. König August ließ ihn nun auf der Albrechtsburg zu 
Meißen unterbringen, damit der Wackere ihm nicht entwische, dann 
während der schwedischen Invasion auf dem Königstein und endlich 
nach Abzug der Schweden auf der Venusbastei zu Dresden. Hier 
glückte es ihm nach Tschirnhausens Tode im Jahre 1709, das 
weiße Porzellan zu erfinden, nachdem man vorher die weiße 
Porzellanerde, das Caolin, bei Aue im Vogtlande entdeckt hatte. 
Darauf wurde unter strengster Wahrung des Geheimnisses und 
sorgfältigster Uberwachung Böttchers 1711 in der Albrechtsburg 
eine Fabrik eingerichtet; die Ausfuhr von Porzellanerde wurde 
mit hoher Geldstrafe, schließlich sogar mit dem Strange bedroht. 
Böttcher, dem alle Genüsse des Lebens, nur nicht die Freiheit zu 
Gebote standen, führte durch unmäßigen Branntweingenuß am 
13. März 1719 seinen Tod herbei. Die Fabrik kam unter Lei- 
tung seines Schwagers Steinbrück und wurde, da ihre Produkte 
namentlich auf den Leipziger Messen reißenden Absatz fanden, eine 
Goldgrube in besserem Sinne als Böttcher geahnt hatte.
	        
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