Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Allerdings gratulierte ihm Friedrich Wilhelm II. sowohl 
schriftlich als nachher noch durch Bischoffswerder, und auch Öster- 
reich schien völlig einverstanden mit der Annahme der polnischen 
Krone; aber die Kaiserin von Rußland ließ sich zu keinen andern 
als orakelhaften Außerungen herbei. Vom Wiener Hofe ging übri- 
gens die Anregung aus, die dann Friedrich August in sein Programm 
aufnahm, die Erbfolge auch auf die Brüder des Kurfürsten aus- 
zudehnen, deren ältester bekanntlich der Schwiegersohn Leopolds 
war. Preußens Stellung trat auch weiterhin bei der Sendung 
Bischoffswerders nach Mailand als wohlwollend hervor. Nur 
müsse darauf bestanden werden, daß die Erbtochter Friedrich 
Augusts nicht mit einem Prinzen des russischen, preußischen oder 
österreichischen Hauses vermählt werde. In Pillnitz war nun 
freilich österreichischerseits ein gerade entgegengesetzter Gedanke in 
vertraulicher Aussprache zwischen dem diplomatischen Beirate Leo- 
polds II., dem geschäftskundigen und verschlagenen Staatsreferen- 
där von Spielmann und dem sächsischen Kabinettsminister von 
Gutschmid entwickelt worden; danach wurde Erzherzog Karl, der 
zweite Sohn Leopolds, als Gemahl der sächsischen Prinzessin in Aus- 
sicht genommen. Derselbe Herr von Spielmann schreibt in seinem 
Berichte über den Kurfürsten, daß er immer nur in sehr bestimmten 
und zugleich mit der größten Behutsamkeit abgemessenen Aus- 
drücken spräche und auf ihn den Eindruck eines sehr wohl instru- 
ierten, edel und rechtschaffen denkenden Herrn mache. 
Dieser vorsichtigen Haltung entsprechend gab Friedrich August 
am 10. Sept. den ihn zur Entscheidung drängenden polnischen 
Stäuden einc ausweichende Antwort. Trotzdem richtete der Reichs- 
tag an ihn, als ob er tatsächlich und in der Hauptsache schon 
seine Einwilligung gegeben hätte, die Aufforderung, er möge nun 
bald die Verhandlungen über die Pacta Conventa beginnen lassen. 
Hierauf antwortete der Kurfürst am 23. Okt., vor Erledigung der 
Verfassungsschwierigkeit könne von so etwas doch nicht die Rede 
sein, willigte aber in eine Zusammenkunft polnischer und sächsischer 
Vertrauensmänner in Dresden zur Beratung der staatsrechtlichen 
Differenzpunkte. Bald trat auch infolge des Abschlusses des Frie- 
dens von Jassy (Januar 1792) die Meinung Rußlands deut-
	        
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