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5. Mai, die ihm nochmals einschärfte, die Festung bis auf wei—
tere Anordnungen durchaus geschlossen zu halten. Er versicherte
Stein noch in einem Schreiben vom 10. Mai seiner vollkommenen
Ergebenheit. Kaum aber war dieser Brief fertig, da erschien
Major von Watzdorf als Kurier vom Könige aus Prag mit dem
schriftlichen Befehl des Königs, die Festung „ohne einige Berück—
sichtigung der Ihnen zeither, resp. unter Beziehung eines Ein-
verständnisses mit des Kaisers von SÖsterreich Majestät erteilten
Befehle“ dem General Reynier zu übergeben, der zum Komman-
danten des 7. Armeekorps ernannt sei. Thielmann legte das
Kommando alsbald in die Hände des Generalmajors von Steindel
und verließ Torgau, nachdem er Watzdorf ein Schreiben an den
König mitgegeben hatte, in dem er ihm seine 32jährigen Dienste
zu Füßen legte. Es begleitete ihn der bewährte Oberstleutnant
Aster.
König Friedrich August hatte unterdessen in Prag nicht min-
der Tage der Qual und Ungewißheit durchgemacht. Ein Schreiben
des Herzogs von Weimar, in dem dieser auf Napoleons Befehl den
Anschluß an den Kaiser unter Hinweis auf dessen feindliche Maß-
regeln angeraten hatte, hatte der König am 3. Mai abschlägig be-
antwortet. Am 4. Mai erschien von Regensburg Baron Serra und
verlangte erneut die Uberlassung der sächsischen Kavallerie und
die Offnung von Torgau; noch hatte der König die Festigkeit,
den oben erwähnten Brief vom 5. Mai an Thielmann zu schreiben.
Am 6. Mai gegen Abend aber gelangte die erste Nachricht von
der Niederlage der Verbündeten nach Prag; sie wurde am folgenden
Tage durch den Grafen Hohenthal--Dölkau, der Augenzeuge der
Schlacht gewesen war, bestätigt. Die Bestürzung des Königs und des
gesamten Hofes war ungeheuer; Gemahlin und Tochter lagen ihm
dringend an, doch eine Aussöhnung mit Napoleon wieder an-
zubahnen. Außer Senfft war niemand da, den König bei seiner
bisherigen Politik festzuhalten, da Langenau noch in Wien zur
Unterhandlung über die Militärkonvention weilte, der von dort
erwartete Graf Stadion noch nicht eingetroffen und der öster-
reichische Gesandte am sächsischen Hofe, Esterhazy, törichterweise
in Regensburg zurückgeblieben war. Ohne sich mit Senfft zu
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