Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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das Lager der Verbündeten begeben hatte und anfänglich kühl auf— 
genommen, dann aber von Kaiser Alexander, der ihn von Weimar 
her kannte, zu seinem Adjutanten mit Generalleutnantsrang ge— 
gemacht worden war, wurde auf Napoleons Verlangen vor ein 
Kriegsgericht wegen Überganges zum Feinde gefordert, dessen Zu- 
sammentritt aber der Umschwung der Dinge hinderte; der König 
hatte auf Napoleons Geheiß in einer öffentlichen Bekanntmachung, 
allerdings ohne Namennennung, seine Mißbilligung gegen alle 
die ausgesprochen, die beim Feinde in Dienste getreten wären. 
Die Armee der Verbündeten hatte in der Zwischenzeit Stel- 
lung bei Bautzen genommen. Auf dem Marsche dahin gab es 
eine Menge von Nachhutgefechten, u. a. bei Königswartha, zwischen 
den Franzosen Macdonalds und den Russen Miloradowitschs. 
Bei dieser Gelegenheit ging Bischofswerda in Flammen auf, in- 
dem die abziehenden Russen ein dortiges Magazin, um es nicht 
in die Hände des Feindes fallen zu lassen, in Brand steckten. Es 
traf aber so übles Schicksal nicht Bischofswerda allein. In den 
Tagen bis zum 21. Mai, an dem sich die Schlacht von Bautzen 
entschied, brannten in der Lausitz zwanzig Dörfer nieder. Trotz 
der oben erwähnten Versicherung Napoleons und trotz ausdrück- 
licher Befehle, in denen er seine Absicht kundgab, Sachsen als 
befreundetes Land zu schonen, und u. a. seinen Generälen unter- 
sagte, Tafelgelder zu nehmen, hausten die Franzosen doch genau 
so zuchtlos im Lande, als ob es ein feindliches sei. Selbst in 
Dresden trieben sich Tausende von französischen Marodeuren herum. 
Anderseits bildeten die obdachlos gewordenen Bauern Banden, 
die sich wic zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges in Busch und 
Wald versteckten und auf jede Art ihr Dasein zu fristen suchten. 
Nachdem Napoleon Ney von dem vorerwähnten Stoß auf 
Berlin zurückberufen hatte, verfügte er mit den Sachsen über 
120000 Mann, denen die Verbündeten nur gegen 90000 Mann 
gegenüberzustellen hatten. Sie nahmen deshalb eine Verteidigungs- 
stellung dicht hinter Bautzen ein, die sich nur zu weit in der 
Richtung von Kunitz im Süden bis Gottau im Norden auf 1½ 
Meilen ausdehnte. Den linken Flügel zwischen Fielitz und Beschütz 
befehligte Miloradowitsch, dann folgte das Zentrum unter Kleist
	        
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