Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Entschädigungen, der Frankreich vielleicht bedenklich erscheinen 
könne, nur ein Notbehelf und nicht ernstlich gemeint sei. Ahn- 
liches ließ er an Einsiedel gelangen und beauftragte sogar am 
14. Dez. Schulenburg nach Friedrichsfelde zu melden, daß er 
Sachsen als gerettet ansehe und hoffe, daß der König in kurzem 
wieder in seiner Hauptstadt regieren werde. Metternich konnte 
diesen Ton um so eher anschlagen, als er Frankreichs vollkommen 
sicher war. In aller Stille wurde, wie von dem preußischen 
Gesandten in Paris v. d. Goltz schon am 24. Nov. nach Hause 
berichtet wurde, auf Talleyrands Antrag die Armee verstärkt, 
vor allem aber trat Talleyrand am 19. Dez. mit einem Metternich 
zweifellos vorher bekannten Aktenstück vor die Welt als Seiten- 
stück zu Metternichs Note an Hardenberg. Er behauptete darin, 
daß es allen früher als gesetzlich unter den Staaten geltenden 
Anschauungen widerspreche, wenn man einen König verurteilen 
und die Völker wie die Herden eines Meierhofes auseinander 
reißen wolle; das Recht des Stärkeren sei in dem legitimistischen 
Europa nicht anerkannt, sondern werde mit Recht überall verab- 
scheut. Überdies aber störe die Einverleibung von ganz Sachsen 
das europäische Gleichgewicht ebensowohl als es inmitten des 
zukünftigen deutschen Bundes eine unverhältnismäßige Angriffs- 
macht schaffe. Immerhin werde Frankreichs König, wenn sich 
Abtretungen als unausweichlich notwendig für das Gesamtwohl 
Europas herausstellen sollten, der erste sein, der den König von 
Sachsen zu solchen Abtretungen bereden würde; deren Maß und 
Umfang schiene ihm Metternich in seiner Schrift an Hardenberg 
ganz richtig bestimmt zu haben. 
In ähnlicher Weise sprach sich Talleyrand in einer an Lord 
Castlereagh am 26. Dez. gerichteten Note aus: der Zweck des 
Kongresses sei die Revolution zu schließen, überall an Stelle des 
revolutionären Regiments die legitimen Herrschaften wieder her- 
zustellen. Die revolutionären Dynastien seien alle verschwunden 
bis auf eine, nämlich das Königtum Joachim Murats in Neapel, 
die legitimen alle wieder hergestellt bis auf die eine des unglück- 
lichen Königs von Sachsen; die Revolution sei also noch nicht 
geschlossen.
	        
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