— 130 —
ihn ebenfalls nicht haben und so hielt er sich in Köthen, Dessau und
anderen Orten unstet lebend auf, begab sich aber im März 1849
wieder nach Dresden, wo er insgeheim bei Freunden ein Unter-
kommen fand. Mit ihm erschien viel fremdartiges Gesindel auf
dem Schauplatz, ausgewiesene Russen und Polen, Leute mit wilden
Bärten, auf dem langhaarigen Kopfe einen Schlapphut mit halb
herauf-, halb heruntergebogener Krempe und einer roten Hahnen-
feder, in dem breiten Gürtel so viel Pistolen, als sich unter-
bringen ließen, an der Seite einen Schleppsäbel, die Beine in
hohen Stiefeln steckend, kurz, in dem Aufzuge des wilden Räubers
Jaromir.
Während noch am 1. Mai der Polizeidirektor von Dresden
aus seiner besten Überzeugung heraus dem Minister von Beust
versichert hatte, „es werde zu nichts Ernstem kommen“, hatte
dieser doch den Geh. Legationsrat von Carlowitz nach Berlin geschickt
und um die alsbaldige Marschfertigkeit der versprochenen Truppen ge-
beten. Denn nach Abgang der für Schleswig-Holstein bestimmten
Heeresteile befanden sich im Lande im ganzen nur noch etwas über
4800 Mann und von diesen nur 1880 Mann mit sechs bespannten
und neun unbespannten Geschützen in Dresden, die übrigen 3000
Mann zumeist in Leipzig, aber auch im Erzgebirge und Vogt-
lande, wo eher als in der Hauptstadt eine Erhebung befürchtet
worden war. Diese Truppenteile wurden, als die Sache nun
doch plötzlich eine ernste Physiognomie annahm, herbeibeordert,
mit den disponiblen Mannschaften aber das königliche Schloß
mit nächster Umgebung, wie Zeughaus, Zwinger, Terrasse, und die
Brücke gedeckt, auch das sog. Blockhaus, d. h. die Wache am Ende
der Brücke nach der Neustadt war in den Händen der Truppen;
die Neustadt blieb im wesentlichen ruhig, die nun folgenden Kämpfe
spielten sich in der Altstadt ab. — Während nun eine Depu-
tation des Stadtrates Verhandlungen mit den im Schlosse ver-
einigten Ministern führte, begann der Kampf am Zeughaus, das
Oberst Dietrich mit drei Kompagnien Infanterie und 70 Mann
Artillerie besetzt hielt. Ein erster Angriff wird abgewiesen; vier
Tote lassen die Insurgenten auf dem Platze; einen der Toten
nehmen sie und fahren ihn mit entblößten Wunden nach Pariser