Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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ihn ebenfalls nicht haben und so hielt er sich in Köthen, Dessau und 
anderen Orten unstet lebend auf, begab sich aber im März 1849 
wieder nach Dresden, wo er insgeheim bei Freunden ein Unter- 
kommen fand. Mit ihm erschien viel fremdartiges Gesindel auf 
dem Schauplatz, ausgewiesene Russen und Polen, Leute mit wilden 
Bärten, auf dem langhaarigen Kopfe einen Schlapphut mit halb 
herauf-, halb heruntergebogener Krempe und einer roten Hahnen- 
feder, in dem breiten Gürtel so viel Pistolen, als sich unter- 
bringen ließen, an der Seite einen Schleppsäbel, die Beine in 
hohen Stiefeln steckend, kurz, in dem Aufzuge des wilden Räubers 
Jaromir. 
Während noch am 1. Mai der Polizeidirektor von Dresden 
aus seiner besten Überzeugung heraus dem Minister von Beust 
versichert hatte, „es werde zu nichts Ernstem kommen“, hatte 
dieser doch den Geh. Legationsrat von Carlowitz nach Berlin geschickt 
und um die alsbaldige Marschfertigkeit der versprochenen Truppen ge- 
beten. Denn nach Abgang der für Schleswig-Holstein bestimmten 
Heeresteile befanden sich im Lande im ganzen nur noch etwas über 
4800 Mann und von diesen nur 1880 Mann mit sechs bespannten 
und neun unbespannten Geschützen in Dresden, die übrigen 3000 
Mann zumeist in Leipzig, aber auch im Erzgebirge und Vogt- 
lande, wo eher als in der Hauptstadt eine Erhebung befürchtet 
worden war. Diese Truppenteile wurden, als die Sache nun 
doch plötzlich eine ernste Physiognomie annahm, herbeibeordert, 
mit den disponiblen Mannschaften aber das königliche Schloß 
mit nächster Umgebung, wie Zeughaus, Zwinger, Terrasse, und die 
Brücke gedeckt, auch das sog. Blockhaus, d. h. die Wache am Ende 
der Brücke nach der Neustadt war in den Händen der Truppen; 
die Neustadt blieb im wesentlichen ruhig, die nun folgenden Kämpfe 
spielten sich in der Altstadt ab. — Während nun eine Depu- 
tation des Stadtrates Verhandlungen mit den im Schlosse ver- 
einigten Ministern führte, begann der Kampf am Zeughaus, das 
Oberst Dietrich mit drei Kompagnien Infanterie und 70 Mann 
Artillerie besetzt hielt. Ein erster Angriff wird abgewiesen; vier 
Tote lassen die Insurgenten auf dem Platze; einen der Toten 
nehmen sie und fahren ihn mit entblößten Wunden nach Pariser
	        
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