Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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20. März 1850 als Termin für den Zusammentritt des Reichs- 
tags in Erfurt festgesetzt hatte. Beust hatte aber schon wieder 
einen neuen Entwurf fertiggestellt, der am 27. Febr. zu München 
unterzeichnet wurde. Man nannte ihn, weil der Zutritt Han- 
novers, wenn schon fälschlicherweise, erhofft wurde, den Vierkönigs- 
bund. Er schlug einen Staatenbund mit einem Direktorium von 
sieben Mitgliedern vor und eine Nationalversammlung von 300 
Delegierten der Landtage, einschließlich 100 aus allen Staaten 
des gesamten Osterreich; die kleineren Fürsten wurden im Direk- 
torium nach freier Wahl burch die größeren vertreten. Osterreich 
nahm unter Aufstellung gewisser Anderungen an, Preußen lehnte 
aber ab und ließ das Unionsparlament zusammentreten. Dessen 
vom 20. März bis 29. April dauernde Tagung, an der außer 
Preußen nur noch Baden und etwa 20 Kleinstaaten mit einer 
Bevölkerung von zirka 5 Millionen Einwohnern teilnahmen, 
ließ bei eigener Zerfahrenheit vor allem die Preußens hervor- 
treten, das sogar selbst gegen die von ihm vorgeschlagene 
Reichsverfassung stimmte. Am 1. Mai lud dann König Friedrich 
Wilhelm IV. die verbündeten Fürsten auf den 8. Mai zu einem 
Kongreß nach Berlin ein, um von ihnen eine Erklärung gegen 
Osterreichs am 26. April ergangene Aufforderung zur Wieder- 
beschickung des alten Bundestages zu erhalten. Auch der König 
von Sachsen hatte eine Einladung erhalten; er lehnte direkt ab, 
„da dieselben Gründe, welche ihn von Beschickung des Erfurter 
Parlaments abgehalten hätten, sowie die Rücksicht auf die bevor- 
stehende Versammlung der Bevollmächtigten sämtlicher deutscher 
Regierungen in Frankfurt ihn vom Erscheinen abhielte“. — Die 
erwähnte Aufforderung Osterreichs lautete auf den 10. Mai; am 
gesetzten Tage erschienen neben dem Vertreter Osterreichs die der 
vier Königreiche, Luxemburgs, Hessen-Homburgs und Kurhessens, 
das zugleich noch, wenn auch nur zum Scheine und unter Vor- 
schlag eines Provisoriums in der Union blieb, die doch tatsächlich 
schon nicht mehr bestand. 
Das war das Ende des durch des preußischen Königs Pro- 
klamation vom 15. Mai mit so vieler Zuversicht angekündigten 
Einigungswerkes. Sein Scheitern hat man damals und teilweise 
12.
	        
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