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Am Tage vorher war der wegen der kriegerischen Ereignisse
berufene außerordentliche Landtag zusammengetreten, um über
eine Geldbewilligung von 5—6 Millionen Talern für die Kriegs-
rüstungen zu beraten. Der Landtag bewilligte ohne Anstand die
verlangten Kredite. Die erste Kammer sprach überdies dem Kriegs-
minister von Rabenhorst ihren einstimmigen Dank für seine um-
sichtigen Maßregeln zur Beschleunigung der Kriegsbereitschaft aus.
Am 11. Juni erfolgte der Schluß dieses außerordentlichen Land-
tages.
Die allgemeine politische Situation wurde in Deutschland
durch die Haltung Preußens bestimmt. Man konnte es Preußen
nicht verübeln, wenn es diesmal ebensowenig wie im Krimkriege
die Geschäfte Osterreichs ohne irgend eine Gegenleistung zu be-
treiben gewillt war. Als am 3. Mai das Manifest Napoleons III.
erschien, das als Losung des Kampfes die Befreiung Italiens
bis zur Adria verkündete, war man sich in Berlin der Trag-
weite dieser Kundgebung voll bewußt; ebenso in Dresden. Beust
bezeichnete in einem Schreiben vom 7. Mai den Aufruf des
Kaisers als die stärkste Herausforderung, die man sich denken
könnte. Nach seinen Anschauungen, die er in einem Briefe an
den Kultusminister von Falkenstein von Frankfurt a. M. am
10. Mai richtete, sollten die Mittelstaaten durch vereintes und
energisches Vorgehen Preußen zu gleichen Maßregeln nötigen.
Weigere sich Preußen, sich an der Aufstellung eines Observations-
korps am Rheine zu beteiligen, so sollte durch den Telegraphen
der Aufmarsch sämtlicher Bundestruppen sofort in Gang gesetzt
werden. Es trat also auch hier wieder die Triasidee sehr lebendig
zutage und ließ den sächsischen Premier bester Hoffnung voll mit
einem recht gefährlichen Feuer spielen. Gegen Preußen aber und
dessen zu erwartende Haltung hegte er dabei ein fast ebenso großes
Mißtrauen wie gegen Frankreich. Die Entlassung Buols in Wien,
dessen feindselige Haltung gegen Rußland ihm Alexanders I.
Ungunst zugezogen hatte, erschien als ein Entgegenkommen gegen
Rußland, von dem es bekannt war, daß es sich mit Frankreich
verständigt hatte. Es war also des Prinzregenten von Preußen
sehr richtig und weislich überlegter Plan, wenn er höchstens an