Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Am Tage vorher war der wegen der kriegerischen Ereignisse 
berufene außerordentliche Landtag zusammengetreten, um über 
eine Geldbewilligung von 5—6 Millionen Talern für die Kriegs- 
rüstungen zu beraten. Der Landtag bewilligte ohne Anstand die 
verlangten Kredite. Die erste Kammer sprach überdies dem Kriegs- 
minister von Rabenhorst ihren einstimmigen Dank für seine um- 
sichtigen Maßregeln zur Beschleunigung der Kriegsbereitschaft aus. 
Am 11. Juni erfolgte der Schluß dieses außerordentlichen Land- 
tages. 
Die allgemeine politische Situation wurde in Deutschland 
durch die Haltung Preußens bestimmt. Man konnte es Preußen 
nicht verübeln, wenn es diesmal ebensowenig wie im Krimkriege 
die Geschäfte Osterreichs ohne irgend eine Gegenleistung zu be- 
treiben gewillt war. Als am 3. Mai das Manifest Napoleons III. 
erschien, das als Losung des Kampfes die Befreiung Italiens 
bis zur Adria verkündete, war man sich in Berlin der Trag- 
weite dieser Kundgebung voll bewußt; ebenso in Dresden. Beust 
bezeichnete in einem Schreiben vom 7. Mai den Aufruf des 
Kaisers als die stärkste Herausforderung, die man sich denken 
könnte. Nach seinen Anschauungen, die er in einem Briefe an 
den Kultusminister von Falkenstein von Frankfurt a. M. am 
10. Mai richtete, sollten die Mittelstaaten durch vereintes und 
energisches Vorgehen Preußen zu gleichen Maßregeln nötigen. 
Weigere sich Preußen, sich an der Aufstellung eines Observations- 
korps am Rheine zu beteiligen, so sollte durch den Telegraphen 
der Aufmarsch sämtlicher Bundestruppen sofort in Gang gesetzt 
werden. Es trat also auch hier wieder die Triasidee sehr lebendig 
zutage und ließ den sächsischen Premier bester Hoffnung voll mit 
einem recht gefährlichen Feuer spielen. Gegen Preußen aber und 
dessen zu erwartende Haltung hegte er dabei ein fast ebenso großes 
Mißtrauen wie gegen Frankreich. Die Entlassung Buols in Wien, 
dessen feindselige Haltung gegen Rußland ihm Alexanders I. 
Ungunst zugezogen hatte, erschien als ein Entgegenkommen gegen 
Rußland, von dem es bekannt war, daß es sich mit Frankreich 
verständigt hatte. Es war also des Prinzregenten von Preußen 
sehr richtig und weislich überlegter Plan, wenn er höchstens an
	        
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