Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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mer für Preußen, aber wäre ich dort Minister, so würde mir das 
Blut zu Kopf steigen, wenn man mir an der Spitze einer solchen 
Militärmacht vorschlüge, in einen meinen nächsten Interessen fern- 
liegenden und höchs gefährlichen Krieg ohne die Zusicherung ein- 
zutreten, daß auf meine Wünsche bei der Ausführung billige 
Rücksicht genommen werden soll.“ Aber diese den Umständen 
ganz gerecht werdende Anschauung verwischte sich unter dem Ein- 
flusse der wieder aufkeimenden Triasidee. Diesmal wollten, 
wie im Krimkriege dem österreichischen Staate unter Anlehnung 
an Preußen, so jetzt die Mittelstaaten im striktesten Zusammen- 
gehen mit Osterreich Preußen das Gesetz diktieren. Der gegen 
die Beustsche Politik erhobene Vorwurf der Inkonsequenz, den 
er damals in einer Rede in der ersten Kammer während des 
außerordentlichen Landtags zurückzuweisen versuchte, war demnach 
nicht ohne Berechtigung. Und ebensowenig kann man dem scharfen 
Urteil Bismarcks Berechtigung absprechen, wenn er am 12. Mai 
1859 an den damaligen Minister des Äußern in Preußen von 
Schleinitz schrieb: „Wenn die Staatsmänner von Bamberg so 
leichtfertig bereit sind, dem ersten Anstoß des Kriegsgeschreies der 
urteilslosen und veränderlichen Tagesmeinung zu folgen, so ge- 
schieht das vielleicht nicht ohne tröstende Hintergedanken an die 
Leichtigkeit, mit der ein kleiner Staat im Falle der Not die 
Farbe wechseln kann“ usw. — Den Abmachungen zu Villafranca 
folgte am 10. Nov. der Friede zu Zürich, durch den Osterreich 
die Lombardei verlor. In einer Proklamation an seine Völker 
erklärte Kaiser Franz Josef diesen Verlust damit — ob mit Recht, 
ist aus dem Erzählten ersichtlich —, daß er von seinen natür- 
lichen Bundesgenossen im Stich gelassen worden sei. Die nament- 
lich das sächsische Königshaus interessierenden Bedingungen des 
Friedens, betreffend die Wiederherstellung der Herrscher von Tos- 
kana usw., blieben auf dem Papier bestehen und wurden von der 
Weiterentwicklung des nationalen Gedankens rücksichtslos auf die 
Seite geschoben. — 
Während also die äußere politische Entwicklung des Jahres 
1859 wenig Erfreuliches bot, hatte das noch im Anfang des 
Jahres erneut so schwer geprüfte Königshaus eine hohe Freude
	        
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