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erzählt Beust zwei charakteristische Züge aus dem Verhalten des
Königs Johann. Wie schon erwähnt, wurde der Abmarsch der
sächsischen Truppen und damit auch der Weggang des Königs
infolge des langsameren Vorrückens der Preußen etwas verzögert,
so daß der König nach dem Stadtschlosse zurückkehrte. Dort fand
ihn Beust „nicht etwa, wie es bei der in solchen Augenblicken
gewöhnlichen Gemütsstimmung erklärlich gewesen wäre, seinen
Gedanken überlassen, sondern ein großes Akten-Faszikel in
der Hand, in welchem er mit derselben Aufmerksamkeit und Be-
haglichkeit las, als dies acht Tage früher geschehen wäre“. Daran
schließt sich die zweite Erzählung, daß der König Beust in der
frühen Morgenstunde des folgenden Tages von Giesenstein, wo#
Beust die Nacht zubrachte, habe holen lassen, um ihm folgende
Eröffnung zu machen: „Ich habe wenig geschlafen und noch
alles durchdacht. Ich hoffe, der Sieg wird auf unserer Seite
sein, und dann könnte vielleicht daran gedacht werden, daß wir
unser altes Land wieder erhalten. Das aber ist nicht mein
Wille. Es hieße alte Feindschaften verewigen und selbst schlechte,
weil abgeneigte Untertanen erwerben.“ Daran knüpft nun Beust
eine hinwiederum für ihn in doppelter Richtung charakteristische
Antwort und Bemerkung. Seine Antwort war, daß ihn dieser
Gegenstand bislang in keinerlei Weise beschäftigt habe, daß aber
im Falle die Umstände dazu führen würden, er sich vorbehalten
müsse, die Frage auch nach anderen Gesichtspunkten zu beleuchten.
Die hinzugefügte Bemerkung aber lautet: „Was ich mir im
stillen dachte, war, daß es nicht so bald nötig sein werde, deshalb
früh aufzustehn!“
Der König brachte die Nacht vom 17. zum 18. Juni in
Hellendorf südlich von Gottleuba zu. Dort schloß er sich den
von Pirna-Berggießhübel anmarschierenden Truppen an. Gegen
8 Uhr morgens erreichte man die nahe Grenze. Über diesen
Moment berichtet ein Augenzeuge: „Ergreifend und für alle,
die dabei gegenwärtig gewesen, unvergeßlich bleibt der Moment,
wo Seine Moajestät nach einem kurzen feierlichen Halt, an der
Spitze seiner Truppen den vaterländischen Boden mit den Worten
verließ: „Nun denn, meine Herren, mit Gott!“ An seiner Seite