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und unliebsamer Weise länger als gehofft verzögern. Zunächst
mußten ja, bis die bekannte Kriegsentschädigung von 5 Milliarden
bezahlt war, die vertragsmäßig hierzu ausersehenen Departe-
ments besetzt werden. Das sächsische Korps, mit Ausnahme des
zur Garnison in den wiedergewonnenen Elsaß-Städten Straß-
burg und Schlettstadt ausersehenen 6. Infanterieregiments
Nr. 105, marschierte unter dem Befehle des Prinzen Georg, der
in Laon sein Hauptquartier nahm, nach den Departements der
Aisne und der Ardennen ab. Dem Kronprinzen aber wurde
bis zur Abzahlung der ersten halben Milliarde die rechts vom
Seineflusse gelegene Umgegend von Paris zur Besetzung zuge-
wiesen. Zur Verfügung standen ihm hierzu von der Maas-
armee, von der sich der Kronprinz am 3. März in einem herz-
lichen und anerkennenden Tagesbefehle verabschiedete, da sie sich
am 14. März auflösen sollte, die Garde und das IV. Korps,
außerdem von der bisherigen dritten Armee das VI. und XI. Korps,
die 4. und 5. Kavalleriedivision mit der Festungsartillerie und
die beiden bayrischen Korps.
Da diese neue Formation erst am 18. März unter seinen
Befehl treten sollte, so benutzte der Kronprinz die Zwischenzeit
zu einem kurzen Besuche in der Heimat. Von seiner Gemahlin,
die ihm bis Weißenfels entgegengefahren war, begleitet, langte
der Kronprinz, festlich empfangen, am 11. März in Leipzig an;
am nächsten Tage begrüßte er sich mittags in Riesa mit seinem
greisen Vater, und dann fuhren die königlichen Herrschaften nach
Dresden, das sich zum festlichen Empfange gerüstet hatte. Hier
waren schon am 2. März die erbeuteten französischen Geschütze
und sonstigen Trophäen angelangt und am Schloß vorbei nach
dem Zwinger geführt worden; dann hatten am 4. die Studenten
des Polytechnikums und der Kunstakademie dem König einen
Fackelzug gebracht und am 5. März waren nach einer patriotischen
von der Stadt veranstalteten Feier auf dem Altmarkt um die
Mittagsstunde die Gewerke in feierlichem Aufzuge vor dem Könige
vorbeigezogen, worauf abends die Stadt in festlichster Beleuchtung
prangte. Nunmehr harrten am Bahnhofe sämtliche Behörden,
der Hof, das diplomatische Korps und die Ehrenjungfrauen, um
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. II. 32