Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Fabrice um die Vermittlung einer persönlichen Zusammenkunft 
mit Bismarck und reiste am 4. Mai, nachdem diese Zusammen- 
kunft zugesagt worden war, nach Frankfurt. Schon am 9. Mai 
erhielt Kronprinz Albert eine Depesche Bismarcks, worin ihm 
der für den nächsten Tag bevorstehende Abschluß des Friedens 
angezeigt wurde, der dann die Unterstützung der Absperrung und 
des Nordangriffs seitens der Versailler durch die deutschen Streit- 
kräfte zur Folge haben werde. Am selben Abend brachte ein 
Telegramm Moltkes den Befehl, den Durchmarsch der Regierungs- 
truppen durch die deutschen Linien zum Zwecke der Absperrung 
und Eröffnung des Angriffs auf der Nordseite zu gestatten, gleich- 
zeitig solle der Kommune unter Androhung der Eröffnung des 
deutschen Artilleriefeuers untersagt werden, auf der den Deutschen 
zugewandten Seite die Umwallung zu besetzen, und endlich sollten 
die Versailler Truppen, falls sie geschlagen würden, freien Durch- 
weg durch die Deutschen finden, diese aber jedes Vordringen der 
Kommunards mit allen Waffen hindern. 
Da die für die obengenannten Zwecke notwendige Truppen- 
zusammenziehung zweifellos die Aufmerksamkeit der Pariser er- 
weckt, die Androhung der Beschießung aber ganz deutlich die 
Absichten der Versailler Regierung, die den Angriff von Norden 
her als einen Handstreich größeren Stiles plante, verraten haben 
würde, so widerriet der Kronprinz nach einer Beratung, die am 
11. Mai zu Soisy zwischen Mac Mahons, des Oberstkomman- 
dierenden der Versailler Truppen, Stabschef Borel und deutscher- 
seits dem General Schlotheim und Major von Schweingel statt- 
gefunden hatte, die Truppenzusammenziehung und die Droh- 
botschaft an die Pariser; ebenso machte er darauf aufmerksam, 
daß für den Fall einer Niederlage der Regierungstruppen deren 
Unterstützung durch die Deutschen diese leicht in einen ernst- 
hafteren Kampf verwickeln könnte. Die letztere Befürchtung 
wurde dadurch gegenstandslos, daß die Regierungstruppen nach 
den bei ihnen eingetroffenen Verstärkungen ihrer Erfolge sicher 
sein konnten. In bezug auf die den Parisern bestimmte Drohnote 
befolgte die Berliner Regierung den Rat des Kronprinzen. Da- 
gegen glaubte Bismarck aus politischen Gründen von der Truppen-
	        
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