Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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als Stallgebäude angelegt; aber erst dann, wenn die Bodenräume 
zur Unterbringung der Futtervorräthe und der Ernte nicht mehr aus- 
reichten, ging man an die Anlage eines Schuppens oder einer Scheune. 
Die beiden Grundtypen des Einzelhauses, das Lehmhaus des 
Niederlandes, das Blockhaus des Gebirges, beide mit ihrem Unter- 
bau von Stein, haben für die Anlage der Wohnungen aller Gattungen 
von Arbeitern aller Art, Wald-, Holz-, Berg= und Hüttenleuten, 
Handwerkern und Industriearbeitern u. s. w. die Vorbilder geliefert, 
nur daß ihre Herstellung je nach den vorhandenen Mitteln, dem 
Baumaterial, der Oertlichkeit und der Zeit der Erbauung verschiedenen 
Wandlungen unterlagen. 
Es bildeten sich Zusammensetzungen der mannigfachsten Art aus, 
zu denen sich der Steinbau, sowohl in Lehm= als auch in Kalkver- 
bindung gesellte, so daß man nicht selten den Theil des Hauses, 
welcher die Wohnräume enthält, in Holzbau und mit Block= und 
Stammwänden, oder mit Bohlenwänden findet, während derjenige 
Theil des Hauses, welcher den Viehstall enthält, entweder in Lehm- 
plackwerk oder auch in Bruchsteinmauerwerk hergestellt ist. 
Der Bau der Häuser entspricht im Allgemeinen den nach- 
stehenden Bedingungen. Ein Theil des von Bruchsteinen, der Oert- 
lichkeit entsprechend Gneiß, Glimmerschiefer oder Thonschiefer, seltener 
Granit oder Porphyr, erbauten Erdgeschosses ist unterkellert; in 
einzelnen Fällen der Keller mit einem Bruchsteingewölbe, meist jedoch 
nur durch eine starke Holz= und Estrichdecke geschlossen. Das an 
den Eingang anstoßende Vorhaus ist mit Schieferplatten belegt; rauh 
und winklich, wie sie gerade gebrochen sind. Die zwei Stuben des 
Erdgeschosses, von denen eine jede die eine Vorderecke des Hauses 
einnimmt, haben in der Regel zwei Fenster auf der Giebelseite; die 
anstoßende Kammer ein Fenster auf der Giebelseite; die Küche ein 
kleines Fenster auf der Rückseite des Hauses. 
In der Wand zwischen Stube und Küche liegt die Esse; von 
ihr abgerückt steht der große Kachelofen in der Wohnstube; in neuester 
Zeit sieht man auch eiserne Oefen. Die Wohnstuben des Erdgeschosses 
sind etwa 5 bis 5½ m ins Gevierte; die Kammern sind nur halb 
so groß, die Küche meist dunkel und klein. Die Höhe des Erd- 
geschosses beträgt in der Regel nur 2¼ bis 2½ m. Bei der großen 
Grundfläche der Wohnzimmer ist ihre geringe Höhe auffallend. Die 
Fenster sind niedrig und schmal; nicht viel über 80 cm breit und 
100 em hoch; vorwiegend Schößchenfenster, wo nur die mittelste 
Scheibe als kleiner Fensterflügel oder als Schiebefenster zu öffnen ist. 
Nach dem oberen Stockwerke führt von der Hausflur eine gerade, 
steile und schmale hölzerne Treppe; aus der Hausflur öffnet sich nach
	        
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