Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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unregelmäßigen Viereckes an, welches sich den Formen des zur Nieder- 
lassung gewählten Bergvorsprunges anschließt. Jedoch gerade im 
Berglande ist die Gestalt der Städte eine sehr verschiedene, weil nicht 
selten kleinere Terrainabschnitte mit in das Gebiet des Ganzen herein- 
gezogen worden sind. 
Für den Bau der Städte und der sie schon in sehr frühem 
Mittelalter umschließenden Befestigungen geben die Niederlassungen 
in der Ebene die Grundzüge, denen sich die Städtebauten und Städte- 
befestigungen im Berglande mit größeren oder kleineren, durch die 
örtlichen Verhältnisse gebotenen Abänderungen anschließen. 
Die ältesten Städte sind an den zu jener Zeit schon vorhandenen 
und besuchten Verkehrslinien errichtet worden. Die Längenachse der- 
selben giebt unzweifelhaft die zur Zeit der Erbauung der Stadt 
wichtigste Verkehrsrichtung an. Treffen zwei Verkehrslinien von 
gleich großer Bedeutung zusammen, so wird die am Kreuzungspunkte 
entstehende Stadt die Gestalt eines Kreises erhalten. 
An der Hauptverkehrslinie oder Hauptstraße liegt der Markt 
der Stadt, und wo zwei Verkehrslinien oder Straßenzüge sich kreuzen, 
befindet sich der Markt der Stadt gewöhnlich auf dem Schnitt- 
punkte dieser beiden. Der Markt ist in der Regel ein großer, vier- 
eckiger Platz, doch auch nicht selten die Zusammensetzung eines größeren 
und eines kleineren freien Platzes. Große Städte haben nicht selten 
außer dem Hauptmarkte noch einen zweiten, als Korn-, Roß-, Vieh- 
Markt u. s. w. bezeichneten Platz. 
Die Straßen sind mit einer leichten Krümmung angelegt, so 
daß man sie nicht mit einem Pfeilschuß vollständig bestreichen kann, 
und die etwas schmäleren Nebenstraßen sind ebenfalls leicht gekrümmt. 
Kleine, schmale Quergäßchen stellen die Verbindung her; längs der 
Umfassung geht das Mauergäßchen an der Stadtmauer hin. 
Rings um die Stadt reicht die Stadt= oder Ringmauer. Die- 
selbe war im Innern senkrecht, außen aus dem Graben stieg sie mit 
leichter Schrägung auf. Auf dem oberen Rande hatte sie eine Stärke 
von 2½ bis 3 m, unten am Grunde eine Stärke von 3 bis 3½ m. 
Die Höhe derselben betrug von der Grabensohle aus 10 bis 12 m, 
auf der Stadtseite 5 bis 6 m; in einzelnen Fällen auch mehr, in 
einzelnen weniger. Die Mauern waren in der Regel dergestalt an- 
gelegt, daß die Außenwand und die Innenwand eine jede für sich 
aufgemauert und der Zwischenraum mit Steinknack, Kieseln, kleinen 
Steinen und Kalkmörtel ausgefüllt, oder auch mit letzterem nach vor- 
heriger Füllung ausgegossen wurden. Die Steine der Außenmauern 
waren besonders sorgfältig gelegt, mit dem Kopfe nach außen, der 
Lagerseite nach unten, und weit nach dem Innern der Mauer
	        
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